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Skelett ist bedeutender Fund für St. Galler Klostergeschichte

(Keystone-SDA) St. Gallen – In einem rund 1000 Jahre alten Sarkophag, der im April bei Leitungsarbeiten im Klosterhof in St. Gallen entdeckt wurde, haben Archäologen das Skelett eines Mannes vorgefunden. Es handelt sich um einen bedeutenden Fund für die Klostergeschichte.
Der Sarkophag ist 2,6 Tonnen schwer; er wurde im späten Früh- oder im Hochmittelalter (9. bis 12. Jahrhundert) aus Rorschacher Sandstein hergestellt, wie Grabungsleiter Erwin Riget in St. Gallen vor den Medien erklärte. Der Archäologe bezeichnete den 2,5 Meter langen Sarkophag als “handwerkliches Meisterwerk”.
Deckel und Trog sind aus je einem Stück gefertigt. Der dachartige, 600 Kilogramm schwere Deckel wurde feingeschliffen. Im Innern des Trogs war für den Kopf eine kissenartige Aussparung ausgearbeitet. Eine runde Öffnung im Boden ermöglichte das Abfliessen von Leichensäften und Wasser, das in den Steinsarg eingedrungen war.
Dieser Ablauf ist laut Erwin Riget mit ein Grund, dass ausser dem Skelett alles verweste und kein organisches Material übrig blieb.
Um wen es sich bei dem im Sarkophag bestatteten Mann handelt, ist noch unklar; es dürfte eine hochgestellte Persönlichkeit gewesen sein. Der Leichnam war mit am Körper liegenden Armen und mit Blick nach Osten beigesetzt worden. Der Mann war zum Zeitpunkt seines Todes 68 Jahre alt, wie antropologische Bestimmungen ergaben.
Er war 175 Zentimeter gross, hatte bei seinem Ableben noch gut erhaltene Zähne und ausgeprägte Arthrosen an Kniegelenken und Wirbelsäule. Das Skelett wird gegenwärtig von Viera Trancik vom Archäoantropologischen Dienst in Aesch BL untersucht. Der Sarkophag ist im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen ausgestellt.

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