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Slalom-Spektakel zum WM-Abschluss in Beaver Creek erwartet

(Keystone-SDA) Der Abschluss der WM in Beaver Creek kündigt sich als Spektakel an. Titelverteidiger Marcel Hirscher und Felix Neureuther treten im Slalom als erste Anwärter auf Gold an.

Acht der zehn Weltcup-Slaloms dieses Winters sind gefahren. Nicht weniger als sechs Fahrer haben sich die Siege unter sich aufgeteilt. Neben Hirscher und Neureuther, die je zweimal ganz oben gestanden haben, sind dies der junge Norweger Henrik Kristoffersen, der Italiener Stefano Gross, der Schwede Mattias Hargin und der Russe Alexander Choroschilow. Deshalb hat sich der Kreis der Mitfavoriten auf WM-Gold vergrössert.

Gemeinsam war den acht Rennen das ungemein hohe Niveau. Die Konstanz und Sicherheit der Allerbesten sind beeindruckend – umso mehr es sich beim Slalom um die Disziplin mit dem höchsten Ausfallrisiko handelt. Neureuther weist nach vier Fünfteln des Weltcup-Pensums die imposanteste Bilanz aus. Der Bayer hat neben den zwei Siegen zwei zweite und drei dritte Plätze in seiner saisonalen Zwischenbilanz stehen.

Können Hirscher und Neureuther ihr normales Leistungsvermögen auch heute Sonntag abrufen, ist wie vor zwei Jahren in Schladming ein Duell um Gold möglich. Doch die Vielzahl von Namen in der aktuellen Siegerliste im Weltcup zeigt, dass sich selbst die Superstars der Szene keine Schwäche leisten können, wollen sie Weltmeister werden.

Am verblüffendsten in der Gilde der Slalom-Fahrer waren in diesem Winter ohne Zweifel die Vorstellungen Choroschilows. Der Russe, der vor Beginn der Saison Platz 12 als Bestergebnis ausgewiesen hat, ist mittlerweile gleichermassen schnell und konstant. In den acht Slaloms war er ausnahmslos in den ersten zehn klassiert. Krönung der eklatanten Leistungsentwicklung war der überlegene Triumph im letzten Slalom vor der WM in Schladming. Mit welcher Abgeklärtheit, Ruhe und Souveränität der im Osten Sibiriens aufgewachsene Choroschilow seinen klaren Vorsprung aus dem ersten Durchgang nicht nur verteidigt, sondern noch deutlich ausgebaut hat, verdient allerhöchsten Respekt.

Yule: Keine Illusionen

Die drei Schweizer Teilnehmer gehören zu jenen Fahrern, die mit dem Ausgang des WM-Slaloms an der Spitze im Normalfall nichts zu tun haben werden. Daniel Yule, in diesem Winter der beständigste Slalom-Fahrer von Swiss-Ski, strebt eine Platzierung im Bereich seiner Saison-Bestergebnisse an; dreimal war der Sohn schottischer Eltern in diesem Winter schon Zehnter geworden. “Der Fahrplan stimmt. Wir haben zuletzt in Aspen während fünf Tagen bei perfekten Bedingungen trainieren können”, erzählt Yule, der Mitte nächster Woche seinen 22. Geburtstag feiert. “An einem Grossanlass geht es zwar in erster Linie um Medaillen. Für mich ist aber auch wichtig, Punkte für die Weltcup-Startliste zu sammeln.” Er hoffe sicher auf einen Exploit, “doch ich gebe mich keinen Illusionen hin”.

Für Luca Aerni bedeutet die WM-Teilnahme eine Premiere. Der Berner wird zum ersten Mal auf amerikanischem Terrain zu einem Skirennen starten. “Ich war erst einmal hier, als Kind in den Ferien mit meinen Eltern”, erzählt Aerni. Sein Debüt hätte er auch schon am letzten Dienstag im Rahmen des Team-Wettkampfs geben können. “Ich stand zur Diskussion, verzichtete aber wegen des Rückens auf die Teilnahme.” Der Entscheid war eine Vorsichtsmassnahme, denn Aerni, der im Sommer seine Vorbereitung wegen eines Bandscheibenvorfalls für mehrere Wochen hat unterbrechen müssen, verspürt mittlerweile keine Schmerzen mehr. Mit Ausnahme der Übungen im Kraftraum, bei denen er mit geringerer Intensität zu Werke gehen muss, absolviert er im Konditionsbereich das gleiche Pensum wie seine Teamkollegen.

In den letzten zwei Weltcup-Slaloms vor der WM war es Aerni nicht mehr wunschgemäss gelaufen. In Kitzbühel schied er im zweiten Lauf aus, in Schladming verpasste er die Qualifikation fürs Finale. Diese Rückschläge sind verdaut, Aerni fühlt sich stark genug für eine Klassierung in den ersten 15.

Murisier fehlt das Training

Weniger Zuversicht verbreitet der dritte Schweizer im (Slalom-)Bunde, Justin Murisier. Der Walliser sieht sich im Slalom derzeit in einer schwierigen Situation. Ihm fehlt in dieser Sparte das regelmässige Training. “Ich habe zuletzt sehr viel in den Riesenslalom investiert”, begründet Murisier. Er glaubt aber wieder an bessere Tage. “Vor meinen Verletzungen war der Slalom meine erste Disziplin. Deshalb glaube ich, bald wieder fähig zu sein, schnell zu fahren. Ich brauche einfach noch mehr Training.”

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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