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Spesenskandal in neuer britischer Regierung führt zu Rücktritt

(Keystone-SDA) London – Nach nur drei Wochen im Amt ist es im Kabinett des neuen britischen Premierministers David Cameron zum ersten Rücktritt eines Ministers gekommen. Der liberaldemokratische Finanzstaatssekretär David Laws räumte am Abend wegen eines Spesenskandals seinen Posten.
Er gab zu, Spesen unsauber abgerechnet und bei der Aufarbeitung des Spesenskandals im britischen Parlament im vergangenen Jahr gelogen zu haben. Sein Nachfolger soll der bisherige Schottlandminister Danny Alexander werden, ein 38 Jahre alter Abgeordneter des Wahlbezirks Inverness.
Laws gab unfreiwillig auch bekannt, dass er seit Jahren mit einem Mann zusammenlebt. Seine Homosexualität hatte er bisher verschwiegen, auch seiner Familie und seinen Freunden gegenüber. Der Zeitung “The Times” hatte Laws noch am vergangenen Donnerstag gesagt, er sei Single.
Mit diesen Problemen könne er seiner Aufgabe bei der Sanierung des Staatshaushaltes nicht nachkommen, teilte Laws in einer Erklärung mit. “Ich kann nicht erkennen, wie ich meine entscheidende Arbeit für Haushalt und Ausgabenprüfung erledigen kann, während ich mit privaten und öffentlichen Auswirkungen jüngster Enthüllungen klar kommen muss.”
Regierungschef Cameron bezeichnete Laws als “ehrenhaften Mann”. Der Liberaldemokrat nahm eine Schlüsselrolle bei der Aushandlung des Koalitionsvertrags mit den konservativen Tories ein. “Ich hoffe, Du wirst bei Zeiten wieder in der Lage sein, zu Diensten zu stehen.”
Der millionschwere Laws soll nach einem Bericht der Zeitung “Daily Telegraph” (Samstag) in den Jahren 2004 bis 2009 knapp 40’000 Pfund (derzeit 67’000 Franken) für eine angebliche Zweitwohnung abgerechnet haben. Sie gehört seinem langjährigen Lebenspartner.
Das Parlament hat die Abrechnung für Mieten von Immobilien eines Lebens- oder Ehepartners 2006 verboten. Laws will die nach diesem Zeitpunkt unrechtmässig abgerechneten Spesen “sofort” zurückzahlen. “Meine Motivation rührte die ganze Zeit nicht daher, den Gewinn zu maximieren, sondern einfach, unsere Privatsphäre zu schützen.”

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