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Sprachexperte wählen “Lichtgrenze” zu Deutschlands Wort des Jahres

(Keystone-SDA) Die Berliner “Lichtgrenze” zum Mauerfall-Jubiläum beschert Deutschland das “Wort des Jahres 2014”. Das vergängliche Kunstwerk in der Hauptstadt stehe für die grossen Emotionen, die das Ende der DDR-Diktatur auch 25 Jahre später noch hervorrufe, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS).

“Eine Grenze, die sich in Licht verflüchtigt,” nannte GfdS-Vorstand Armin Burkhardt die Installation mit 8000 beleuchteten Ballons. Sie markierten den früheren Verlauf der Mauer durch Berlin und stiegen am 9. November in den Abendhimmel auf.

Die Organisatoren von der Kulturprojekte Berlin GmbH freuten sich “über diese Wahl und die Resonanz, die unser Projekt zum 25. Jahrestag des Mauerfalls auf diese Weise erneut erfährt”.

Auf Platz zwei setzten die Sprachforscher in Wiesbaden die “schwarze Null”, den ersten deutschen Staatshaushalt ohne neue Schulden seit Jahrzehnten. Das Wortspiel “Götzseidank” kam auf Platz drei – als Dank für Mario Götzes Siegtor im Finale der Fussballweltmeisterschaft.

“Dies ist ein Jahr mit mehr Schatten als Licht gewesen”, sagte Germanistikprofessor Burkhardt zu den Krisen 2014. Das abschätzige “Russland-Versteher” kam auf Platz vier. Die Ausreisen junger deutscher Islamisten in den syrischen Bürgerkrieg gelangten als “Terror-Tourismus” auf die Liste.

Das Adjektiv “bahnsinnig” erinnert an die Lokführerstreiks. Die Schlagzeile “Der Bahnsinnige” war ursprünglich auf den Chef der Lokführergewerkschaft GdL, Claus Weselsky gemünzt. Die Jury entschied sich für die harmlosere Variante. Man wolle niemanden an den Pranger stellen, sagte Burkhardt. “Vielleicht haben wir Glück, und der Bahnsinn hört auf.”

Auch “Willkommenskultur” kam auf die Liste, ebenso “Freistossspray” und “Social Freezing” – das Einfrieren von Eizellen, damit Frauen wegen der Karriere Kinder auf später verschieben können. Auch mit der Wahl der “Generation Kopf unten”, die ständig nur aufs Smartphone starre, übten die Sprachforscher Kulturkritik.

Mit der Top-Ten-Liste der “Wörter des Jahres” versucht die GfdS eine Art Jahreschronik zu schreiben. 2013 hatte sie “GroKo” (grosse Koalition) an die Spitze gesetzt.

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