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Standard und Poor’s stellt US-Bonität infrage

(Keystone-SDA) Eine Abstufung der Kreditwürdigkeit scheint undenkbar, wenn es um jene der USA geht. Die Ratingagentur S&P sieht das anders und gab einen ersten Warnschuss ab. Wegen des grossen Lochs in der Staatskasse droht die weltgrösste Volkswirtschaft nun ihr Toprating zu verlieren.

Sie werde die Bonität der Vereinigten Staaten zwar weiterhin mit der Bestnote “AAA” bewerten, hiess es in einer Mitteilung von Standard & Poor’s (S&P) vom Montag. Allerdings senke sie den Ausblick für die langfristige Beurteilung von “stabil” auf “negativ”.

Grund seien die im Vergleich zu anderen mit AAA bewerteten Ländern “sehr hohen” Budgetdefizite und ein unklarer Pfad zum Abbau der steigenden Staatsverschuldung.

“Wir glauben, es gibt ein grundlegendes Risiko, dass die US-Politiker keine Einigung darüber erzielen werden, wie sie die mittel- und langfristigen finanziellen Herausforderungen bis 2013 angehen sollen”, heisst es in der Analyse von S&P.

Dies würde die USA “wesentlich schwächer” dastehen lassen als andere AAA-Länder. Die US-Regierung kritisierte den Beschluss von S&P scharf.

Dollar nur kurz unter Druck

“Das könnte der Auftakt sein für eine “Schuldenkrise USA”, in jedem Fall ist es aber ein deutlicher Warnschuss”, sagte ein Börsenhändler der Agentur dpa-AFX. Dass eine US-Ratingagentur den Ausblick der Vereinigten Staaten derart kritisch einstufe, sei bemerkenswert.

Ein schlechteres Rating kann zu erheblich höheren Zinsen für US-Staatsanleihen führen. Dies könnte laut Experten das ohnehin zaghafte Wirtschaftswachstum abwürgen und die Gefahr einer neuen Rezession heraufbeschwören.

Die US-Börsen reagierten zunächst mit herben Kursverlusten zwischen 1,6 und knapp 2,1 Prozent. Auch an der Schweizer Börse weiteten sich die Verluste nach Bekanntwerden der S&P-Analyse aus.

Der Dollar reagierte dagegen nur kurz auf die Nachricht. Er verlor gegenüber dem Franken vorübergehend deutlich an Wert, um 17.00 Uhr notierte der Kurs der US-Währung aber bei 90 Rappen und damit höher als vor der Ankündigung.

Händler erklärten, an den Devisenmärkten überwiege die Sorge um Griechenland und Portugal.

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