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Studie: Armut wirkt sich auf Entwicklung des Gehirns aus

(Keystone-SDA) Kinder von wohlhabenden und gut ausgebildeten Eltern haben grössere Gehirne und schneiden bei Intelligenztests besser ab als Gleichaltrige aus weniger bevorzugten Schichten. Zu diesem Schluss kommen US-Forscher.

Für die in einer am Montag im Fachjournal “Nature Neuroscience” veröffentlichten Studie wurde die geistige Entwicklung von 1099 Mädchen und Jungen zwischen drei und 20 Jahren analysiert, die aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen. Laut den Autoren von der University of Southern California in Los Angeles ist es die bisher umfangreichste Studie dieser Art.

Die Forscher verglichen das Einkommen und die Ausbildung der Eltern und massen mit Scannern die Hirnoberfläche der untersuchten Kinder und Jugendlichen. Sie verglichen zudem deren Ergebnisse bei kognitiven Tests. Dabei berücksichtigten sie auch andere Faktoren, die eine Auswirkung auf das Wachstum des Hirns haben können, etwa das Erbmaterial.

Sozialer Einfluss

Die Studie zeigt den Autoren zufolge, dass das soziale Umfeld einen grossen Einfluss auf die Frühentwicklung des Gehirns hat. Besonders grosse Unterschiede wurden demnach in den Zonen des Gehirns festgestellt, die für das Sprechen und Lesen, das Gedächtnis, die Entschlussfähigkeit und das räumliche Vorstellungsvermögen ausschlaggebend sind.

Der soziale Einfluss sei “bedeutsam für die Art und Weise, wie das Gehirn der Kinder arbeitet”, sagte die Mitautorin der Studie, Elizabeth Sowell, der Nachrichtenagentur AFP. Die Untersuchung habe einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen der Eltern und den kognitiven Fähigkeiten der Kinder aufgezeigt.

Besonders deutlich seien die Unterschiede im unteren Bereich der Skala – also bei Jahreseinkommen zwischen umgerechnet rund 29’000 und 48’000 Franken. Die Entwicklung könne aber korrigiert werden, heisst es in der Studie weiter.

“Veränderungen in der Umwelt – etwa beim Einkommen der Familien oder Unterstützung bei der Ernährung oder Ausbildung – können die Entwicklung des Gehirns beeinflussen”, betonte Sowell. Dies gelte für Kinder und Jugendliche, aber auch für junge Erwachsene.

Sozio-ökonomische Unterschiede wurden in der Vergangenheit wiederholt mit Unterschieden bei der Denk- und Erkenntnisfähigkeit der Menschen in Verbindung gebracht. Das Ausmass dieses Zusammenhangs war aber bisher nicht bekannt.

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