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Syrische Armee weitet Offensive gegen Protestbewegung aus

(Keystone-SDA) Die syrische Armee hat ihre Offensive gegen die Protestbewegung ausgeweitet. Nach den Vorstössen in nördlichen Städten wie Maarat al-Noaman waren am Dienstagabend auch Panzer in östlichen Orten wie Deir al-Sor an der Grenze zum Irak im Einsatz. Dort liegen Syriens Ölfelder.

In den staatlichen Medien hiess es, die Sicherheitskräfte gingen gegen “die restlichen Mitglieder von bewaffneten Terroristengruppen” vor. Seit Beginn der Massenproteste gegen Präsident Baschar al-Assad vor drei Monaten sind nach Angaben von syrischen Menschenrechtsgruppen 1300 Zivilisten und 300 Soldaten getötet worden.

Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Die syrische Regierung hat die Arbeit ausländischer Journalisten stark eingeschränkt.

In der Pilgerstadt Maarat al-Noaman wurde die Bevölkerung nach Angaben von Bewohnern über die Lautsprecher der Moscheen zur Flucht aufgerufen. “Die Armee kommt, bringen Sie sich und Ihre Familien in Sicherheit”, hiess es demnach.

Ein Professor der Pharmazie sagte der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon, etwa 70 Prozent der Bevölkerung habe den Ort bereits verlassen. In Maarat al-Noaman hatten in den vergangenen Wochen zahlreiche Menschen gegen Assad protestiert.

UNO-Menschenrechtskommissarin verurteilt Lage in Syrien

Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navy Pillay, hat die “katastrophale” Menschenrechtslage in Syrien verurteilt. In einem am Mittwoch in Genf veröffentlichten Bericht warf sie Damaskus die Gewaltanwendung gegen Zivilisten vor und forderte eine Untersuchung der Ereignisse.

Pillay prangerte insbesondere die brutale Reaktion der syrischen Regierung auf die friedlichen Proteste an. Sie warf der Regierung zahlreiche Fälle “exzessiver Gewaltanwendung gegen Zivilisten durch die syrischen Sicherheitskräfte” und verurteilte den Einsatz von Panzern in dicht bewohnten Gebieten.

Der Bericht wirft den syrischen Behörden zudem vor, dass sie immer noch nicht ihr Einverständnis für den Besuch der UNO-Untersuchungskommission gegeben hätten. Der UNO-Menschenrechtsrat hatte eine Überprüfung der Lage in Syrien bei einer Sondersitzung am 29. April beschlossen.

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