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Syrische Sicherheitskräfte gehen weiterhin gegen Demonstranten vor

(Keystone-SDA) Die syrische Führung hat nach tagelangen Demonstrationen und immer lauter werdenden Forderungen nach einer Demokratisierung des Landes weitreichende Entscheidungen angekündigt, liess aber auch am Montag weiter auf Demonstranten schiessen.

Sicherheitskräfte gingen in der südsyrischen Stadt Daraa laut einem Augenzeugenbericht mit Tränengas gegen etwa 4000 Demonstranten vor, die für mehr Demokratie auf die Strasse gegangen waren. Ein Augenzeuge berichtete, dabei sei auch Geschützfeuer zu hören gewesen, die Sicherheitskräfte hätten jedoch offenbar nur in die Luft geschossen.

Bewohner der Hafenstadt Latakia im Norden des Landes begannen unterdessen Augenzeugen zufolge mit der Errichtung von Kontrollposten, um sich vor Bewaffneten zu schützen.

Ein Anwohner erklärte, die Strassen Latakias seien am Montag überwiegend verlassen gewesen, nachdem mit Stöcken und Gewehren bewaffnete Männer am Sonntag Autos angehalten und nach Ausweispapieren gefragt hätten. Laut Augenzeugen war unklar, ob die Männer für die Regierung im Einsatz sind.

Präsident Baschir al-Assad hatte am Sonntag in Latakia die Militärpräsenz verstärkt, nachdem Regierungstruppen nach Angaben von Augenzeugen und Menschenrechtsgruppen das Feuer auf Demonstranten eröffnet hatten.

Andeutung von Reformen

Der syrische Vizepräsident Faruk al-Schara kündigte für die kommenden zwei Tage wichtige Entscheidungen von Staatschef Assad an. Die Erklärungen Assads würden das syrische Volk zufriedenstellen, sagte Schara dem libanesischen Fernsehsender al-Manar, der von der pro-syrischen Hisbollah-Bewegung betrieben wird.

Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan ermunterte Assad nach eigenen Angaben, mit Reformen fortzufahren. Der Staatschef habe seinen Rat nicht zurückgewiesen, sagte Erdogan nach einem Telefongespräch mit Assad. Der syrische Seite habe erklärt, nicht nur an der Aufhebung des Ausnahmezustandes, sondern auch an der Zulassung von Parteien zu arbeiten.

Syrien erlebt seit zwei Wochen die grössten Demonstrationen, seit Assad vor elf Jahren die Macht aus den Händen seines Vaters übernahm. Dabei wurden an mindestens sechs Orten – darunter die Hauptstadt Damaskus – Dutzende Menschen erschossen.

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