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Taliban in Afghanistan entführen Wahlhelfer und Kandidaten

(Keystone-SDA) Herat – Die radikal-islamischen Taliban machen ernst mit ihrer Drohung, die Parlamentswahl am Samstag in Afghanistan zu sabotieren. Unmittelbar vor dem Urnengang wurden nach Angaben der Behörden mehr als 20 Menschen entführt, darunter zwei Kandidaten.
Einer der beiden verschleppten Kandidaten wurde nach Angaben eines Sprechers der Wahlkommission am Freitag in der östlichen Provinz Laghman entführt. Die Taliban bekannten sich zu der Tat. Von einem im westlichen Herat entführten Bewerber fehlte laut Familienangehörigen seit drei Tagen jede Spur.
Bei den anderen 18 Opfern von Entführungen handelte es sich um acht Vertreter der Wahlkommission und zehn Wahlhelfer in der nordwestlichen Provinz Badghis. Das Gebiet wird von den Taliban kontrolliert.
Zudem kam es in verschiedenen Landesteilen zu gewaltsamen Vorfällen. So wurde nach Angaben der Unabhängigen Wahlkommission Afghanistans (IEC) südlich von Kabul eine Moschee mit Raketen beschossen. Die Moschee hätte als Wahllokal dienen sollen.
Nach Schätzungen der Wahlkommission können am Samstag rund 1000 der 6900 Wahlbüros aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet werden, besonders in unsicheren Gegenden im Süden und Osten des Landes.
Sicherheitsvorkehrungen verschärftDie Taliban drohen mit Angriffen auf Wahlbüros, Wahlhelfer und Sicherheitskräfte und warnen davor, dass auch Wähler dabei “verletzt” werden könnten. Sie wollen damit das politische System und die Bemühungen um eine Stabilisierung des Landes schwächen.
Zum Schutz vor Übergriffen und Anschlägen verschärften die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen inzwischen massiv. In der Hauptstadt Kabul wurden am Freitag Autofahrer an Checkpoints kontrolliert, die für die Wahl errichtet wurden. Am Wahltag selber sollen rund 300’000 afghanische und 150’000 ausländische Soldaten für Sicherheit sorgen.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai rief die Wahlberechtigten am Freitag dazu auf, trotz der Gewaltandrohungen an die Urnen zu gehen. Es sei sehr wichtig, dass das afghanische Volk zur Wahl gehe, sagte Karsai. “Wir sollten versuchen, unser Bestes unter den gegenwärtigen Umständen zu geben.”

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