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Tausende Menschen protestieren in Syrien nach Freitagsgebeten

(Keystone-SDA) In Syrien sind nach dem Freitagsgebet in mehreren Städten wieder Tausende aus Protest gegen die Regierung auf die Strasse gegangen. Auffallend war die starke Beteiligung der kurdischen Bevölkerung im Nordosten.

Nach Angaben eines Aktivisten demonstrierten allein in kurdische Kamitschli nach dem Gebet fast 3000 Menschen. In einem Nachbarsort gingen laut dem Aktivisten 2500 Menschen auf die Strasse.

Die Kurden sind mit rund zehn Prozent die grösste ethnische Minderheit. Sie werden in mehrfacher Hinsicht diskriminiert. Unter anderem sind viele staatenlos.

In einem Versuch, die Kurden auf seine Seite zu ziehen, hatte Assad im März hunderttausenden Kurden die syrische Staatsbürgerschaft verliehen. Nach einem Bericht des arabischen Senders Al-Dschasira protestierten auch Tausende assyrische Christen gegen das Regime.

Demonstranten getötet

Nach Angaben weiterer Oppositioneller gab es landesweit zudem wieder mehrere Festnahmen, darunter auch in der Protesthochburg Daraa im Süden des Landes. In der westlichen Stadt Homs wurden mindestens drei Demonstranten getötet, als Sicherheitskräfte in die Menge feuerten, wie ein Aktivist der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Einem Oppositionsvertreter zufolge hatte Syriens Präsident Baschar al-Assad eigentlich seinen Sicherheitskräften verboten, am Freitag auf Demonstranten zu schiessen.

Soldaten und Sicherheitskräfte traten dennoch am Freitag massiv auf, um Proteste im Keim zu ersticken. Besonders in Dörfern nahe Banias seien zahlreiche Soldaten eingerückt, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die Opposition hatte aus Protest gegen die jüngste Verhaftungswelle zu Kundgebungen aufgerufen. In Homs, Hama, Banias und Daraa waren in den vergangenen zwei Wochen Tausende festgenommen worden.

Das UNO-Menschenrechtskommissariat zeigte sich “zutiefst besorgt” über Meldungen, wonach seit Beginn der Proteste Mitte März zwischen 700 und 850 Menschen getötet und tausende weitere festgenommen wurden. Ein Sprecher von Menschenrechtskommissarin Navi Pillay forderte ein sofortiges Ende der Gewalt.

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