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Tiefere Energiepreise kommen nicht beim Konsumenten an

(Keystone-SDA) Der Preis für Energie sinkt zwar, doch viele Konsumenten spüren davon nichts. Für einen durchschnittlichen Haushalt wird die Stromrechnung im nächsten Jahr um rund 12 Franken teurer. Die erneut höheren Netznutzungstarife kompensieren den sinkenden Energiepreis.

Mit dem Strompreis bezahlt der Konsument nicht nur die Energie, sondern auch den Stromtransport vom Kraftwerk ins Haus. Dieser Netznutzungstarif wird auf 2014 um rund 8 Prozent auf durchschnittlich 9,7 Rappen pro Kilowattstunde (KWh) steigen, wie die Elektrizitätskommission (ElCom) am Freitag mitteilte. Demgegenüber sinken die Energiepreise wegen des gesunkenen Marktpreises um rund 5 Prozent auf 8,5 Rappen im Schnitt.

Ursache für die höheren Netztarife sind laut der Regulierungsbehörde mehrere Entscheide von Gerichten und der Verwaltung. Ein Entscheid des Bundesgerichts führte dazu, dass die Werte der Netze gestiegen sind. Folge sind höhere Beträge für Abschreibung und Verzinsung, was den Strompreis anhebt.

Ausserdem muss die Netzgesellschaft Swissgrid den Kraftwerken mindestens 240 Millionen Franken zurückerstatten, die diese zu viel für Systemdienstleistungen bezahlt haben. Auch das erhöht den Strompreis und geht auf einen Gerichtsentscheid zurück.

Niveau von 2009 erreicht

Ebenfalls zu einem höheren Strompreis führt eine neue Berechnungsmethode für die Verzinsung des eingesetzten Kapitals, die der Bundesrat beschloss, sowie der Wegfall eines befristet reduzierten Zinssatzes. Beide Änderungen, von denen die Stromkonzerne profitieren, kosten die Stromverbraucher nach Schätzung der ElCom insgesamt rund 300 Millionen Franken.

Als weiterer, allerdings moderaterer Preistreiber wirkt die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV), die um 0,15 auf 0,6 Rappen pro Kilowattstunde (KWh) steigt. Die KEV fördert die Nutzung erneuerbarer Energieträger und spielt eine wichtige Rolle bei der geplanten Energiewende. Die weiteren Abgaben, die im Schnitt 1 Rappen des Preises ausmachen, blieben für Haushalte unverändert.

Die Strompreise erreichen damit auf 2014 praktisch wieder das Niveau von 2009. Damals ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung, als mit der neuen Stromversorgungsgesetzgebung deutlich höhere Strompreise absehbar wurden.

Die gegenläufigen Tendenzen – höhere Netztarife, tiefere Energiepreise – führen zu einem Durchschnittspreis von 19,7 Rappen pro KWh. Für den einzelnen Haushalt ist dieser Wert aber wenig aussagekräftig: Rund die Hälfte der Stromversorger will auf 2014 die Tarife senken, die andere Hälfte erhöht sie oder lässt sie unverändert.

Kaum eine Änderung bei der Stromrechnung dürfte es für durchschnittliche Unternehmen geben, die rund 150’000 KWh Strom pro Jahr verbrauchen. Sie bezahlen im Schnitt 17,7 Rappen pro KWh oder im Beispielfall 26’550 Franken. Grossverbraucher können den Lieferanten wählen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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