Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Türkei verschärft Konfrontationskurs gegen Israel

(Keystone-SDA) Ankara – Im Streit um Israels Angriff auf eine internationale Flotte für Gaza von Ende Mai hat die Türkei ihren Konfrontationskurs gegenüber Israel verschärft. Aussenminister Ahmet Davutoglu drohte Israel am Montag erstmals offen mit dem Abbruch der Beziehungen.
Israel habe “drei Möglichkeiten”, sagte Davutoglu gegenüber der türkischen Zeitung “Hürriyet”: “Entweder entschuldigen sie sich, akzeptieren eine internationale Kommission und ihren Bericht oder die Beziehungen werden gekappt.”
Israel hat eine eigene Untersuchungskommission eingesetzt, an der zwei ausländische Beobachter beteiligt sind. Die Türkei hatte bislang auf einer internationalen Untersuchung bestanden. Davutoglu rückte von der Forderung laut “Hürriyet” aber ein Stück weit ab.
“Wenn ihre eigene Kommission zu dem Ergebnis kommt, dass der Angriff ungerechtfertigt war und sich entschuldigt, dann ist das ausreichend”, sagte Davutoglu dem Blatt.
Israels Aussenminister Avigdor Lieberman lehnte dies umgehend ab. “Wir haben nicht die Absicht, uns zu entschuldigen. Das Umgekehrte wäre das Richtige”, sagte Lieberman am Montag während eines Besuchs in der lettischen Hauptstadt Riga.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte eine Entschuldigung bereits am Freitag ausgeschlossen. “Israel kann sich nicht entschuldigen, weil seine Soldaten sich selbst verteidigen mussten, um nicht von einer Menge gelyncht zu werden”, sagte er.
Streit unter alten FreundenIsraelische Spezialkräfte hatten Ende Mai in internationalen Gewässern eine Flotte für den abgeriegelten Gazastreifen aufgebracht, dabei waren neun türkische Staatsbürger ums Leben gekommen. Israelische Soldaten waren von Schiffspassagieren mit Eisenstangen und Messern angegriffen worden.
Israel und die Türkei, der einstmals engste Verbündete Israels in der Region, stehen sich seither offenbar unversöhnlich gegenüber. Die Regierung in Ankara erklärte, die Beziehungen zu Israel überprüfen zu wollen. Die Türkei berief bereits ihren Botschafter ab und strich drei gemeinsame Militärübungen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft