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Türkischer Regierungschef Erdogan fordert Gaddafi zum Rücktritt auf

(Keystone-SDA) Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat den libyschen Staatsführer Muammar al-Gaddafi dazu aufgefordert, sofort zurückzutreten. Es ist ein deutlicher Wechsel der Wortwahl Erdogans, der bisher versucht hatte, Gaddafi mit sanftem Druck zum Einlenken gegenüber den Rebellen zu bewegen.

Gaddafi habe die Rufe nach Veränderung in Libyen ignoriert und stattdessen “Blut, Tränen und Druck auf sein eigenes Volk” gewählt, sagte der türkische Ministerpräsident an einer Pressekonferenz in Istanbul. “Gaddafi muss einen historischen Schritt tun und sich zurückziehen, für die Zukunft, den Frieden und den Wohlstand Libyens.”

Im vergangenen Monat hatte Erdogan noch einen Fahrplan für Frieden in Libyen vorgeschlagen, indem er Gaddafi-Truppen zum Rückzug aus belagerten Städten drängte, sowie die Einrichtung von Hilfskorridoren und umfassenden demokratischen Wandel forderte. Am Montag hatte die Türkei ihre Botschaft in Tripolis angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage geschlossen.

Das Land hat seit Jahren enge Wirtschaftsbeziehungen mit Libyen, türkische Firmen bauten in milliardenschweren Projekten Krankenhäuser, Einkaufszentren und Hotels.

Das NATO-Mitglied Türkei hatte anfänglich einen Einsatz des Militärbündnisses in Libyen abgelehnt, sich aber schliesslich dazu bereit erklärt, ein Waffenembargo umzusetzen und die humanitäre Hilfe zu koordinieren.

Gefechte dauern an

Unterdessen gingen in der Gebirgsregion im Westen Libyens sowie der verbissen umkämpften Küstenstadt Misrata die Gefechte zwischen den Rebellen und den Truppen Gaddafis weiter.

Aufständische berichteten von Raketenbeschuss der Stadt Sintan am späten Montagabend. Flüchtlinge zeichneten ein dramatisches Bild der Lage. Sollte die Belagerung der Stadt Jafran anhalten, würden dort binnen Wochen Tausende von Kindern verhungern, sagte eine Frau, die nach ihrer Flucht aus Jafran in einem Flüchtlingslager in der tunesischen Grenzstadt Dehiba lebt.

Libysche Berberstädte in den Bergen nahe der Grenze zu Tunesien sind unter Beschuss von Regierungstruppen, nachdem sie sich den Aufständischen angeschlossen hatten.

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