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Turbulente Buchmesse: Konfrontation mit der Neuen Rechten

Tumult am Samstag auf der Frankfurter Buchmesse: Linke Demonstranten stören eine Lesung eines rechtsgerichteten Verlags. Keystone/DPA dpa/FRANK RUMPENHORST sda-ats

(Keystone-SDA) Wortgefechte, Rangeleien und ein ratlos wirkender Buchmessendirektor: Die Veranstaltung eines Verlags der Neuen Rechten ist in Frankfurt im Chaos untergegangen.

Linksgerichtete Demonstranten stellten sich den Teilnehmern einer Buchpräsentation des Antaios-Verlags, unter ihnen auch AfD-Rechtsaussen Björn Höcke, mit lautstarken Protesten entgegen. Polizisten hatten alle Mühe, beide Seiten voneinander zu trennen.

Die Stände rechtsgerichteter Verlage waren schon vor der Eskalation am vorletzten Buchmessentag Ziel von Attacken politischer Gegner. In der Nacht zum Freitag war ein Gemeinschaftsstand der Zeitschrift “Tumult” und des Verlags Manuscriptum von Unbekannten leergeräumt worden. Antaios und andere der Neuen Rechten nahestehende Verlage warfen dem Börsenverein vor, ihre Stände nicht genügend vor linken Aktivisten geschützt zu haben.

Körperverletzung

Am Stand der rechtsgerichteten Wochenzeitung “Junge Freiheit” in Halle 4.1 ging am Freitag der Zuhörer einer Lesung auf den Verleger des linken Trikont-Musikverlags zu und verletzte ihn mit der Faust an der Lippe. Trikont-Chef Achim Bergmann hatte zuvor im Vorbeigehen die Lesung mit einem Kommentar begleitet. Der Verleger liess sich im Spital behandeln und erstattete Strafanzeige.

Zur Eskalation kam es am Samstag beim Antaios-Verlag, wo das Buch “Mit Linken leben” vorgestellt werden sollte. Etwa 80 Demonstranten hielten dem Verlag auf einem Plakat entgegen: “Ihr könnt nicht schreiben, ihr könnt nur hetzen”. Mit Sprechchören wie “Nazis raus” riefen sie gegen die Lesung an. Höckes Anhänger antworteten mit “Jeder hasst die Antifa”. Polizisten gingen zwischen beide Seiten, drängten die Demonstranten ab.

Später wurde eine weitere Lesung von zwei Autoren der rechtsextremen Identitären Bewegung wegen lautstarker Proteste abgebrochen. Die Demonstranten blieben so laut, dass eine Fortsetzung nicht mehr möglich war. Die Situation entspannte sich erst mit Schliessung der Messe.

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