Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Über 200’000 Menschen demonstrieren in Brasiliens Grossstädten

(Keystone-SDA) In Brasiliens Grossstädten sind gemäss Schätzungen mehr als 200’000 Menschen auf die Strasse gegangen, um friedlich für ein besseres Brasilien und für mehr Demokratie zu demonstrieren. Anlass zum Protest waren unter anderem die Kosten der Fussball-WM 2014.

Allein in Rio beteiligten sich laut Medienberichten bis zu 100’000 Teilnehmer an einem Protestzug. Hunderte zum Teil vermummte Randalierer griffen das Regionalparlament in der Stadt an. Sie steckten ein Auto in Brand und warfen Steine gegen das Gebäude.

In der Hauptstadt Brasília versammelten sich Tausende vor dem Nationalkongressgebäude, das durch die avantgardistische Architektur von Oscar Niemeyer weltbekannt ist. Hunderte junge Menschen drangen auf ein Zwischendach des Kongresses vor, wo Brasiliens Senat und das Abgeordnetenhaus ihren Sitz haben.

“Der Kongress ist unser”

Sie besetzten das Dach stundenlang, feierten ihren Erfolg mit Liedern und schwenkten brasilianische Flaggen. “Der Kongress ist unser”, riefen sie. Der Präsidentenpalast Palácio do Planalto wurde von Sicherheitskräften abgeschirmt. Befürchtete Zusammenstösse zwischen Demonstranten und Polizei blieben zunächst aus.

In São Paulo sprach die Polizei von 50’000 Kundgebungsteilnehmern. In Rio riefen die Demonstranten: “Rio wird stillstehen, wenn die Stadt die Preise nicht verringert.” Auf Plakaten forderten sie ein “besseres Brasilien”, ein Ende der Korruption und mehr Geld für Spitäler, Schulen und Universitäten.

Feuer auf der Strasse

Auch in Porto Alegre, Belo Horizonte und Salvador gab es Aktionen mit Tausenden Teilnehmern. In Porto Alegre entfachten die Demonstranten Feuer auf der Strasse, in São Paulo wurde eine Brücke besetzt, in Belo Horizonte setzte die Polizei Trängengas ein. Über Verletzte gab es keine Angaben.

Staatspräsidenten Dilma Rousseff äusserte in einer ersten Reaktion Verständnis für “friedliche Demonstrationen”. Diese seien legitim und gehörten zur Demokratie.

Ursprung des Protests waren Fahrpreiserhöhungen im Nahverkehr gewesen. Inzwischen richtet sich der Unmut allgemein gegen Korruption und die Milliardenausgaben der Regierung für die anstehenden Sport-Grossereignisse.

Allein für die Fussball-WM 2014 rechnet Brasilien mit Kosten von umgerechnet rund elf Milliarden Euro.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft