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UNO-Generalsekretär fordert Schutz von Zivilisten im Jemen

(Keystone-SDA) Mehr als eine Million Demonstranten haben nach Oppositionsangaben am Freitag in mehreren jemenitischen Städten gegen das Regime von Präsident Ali Abdullah Saleh protestiert. Sie verlangten den Rücktritt des seit 32 Jahren herrschenden Saleh, berichteten Augenzeugen.

In der Hafenstadt Hodeida feuerten Polizisten in Zivil auf Demonstranten und verletzten dabei nach Zeugenaussagen fünf Menschen.

In Sanaa rief ein Imam bei der grössten Demonstration seit Beginn der Proteste im Rahmen einer Gebetsstunde die Namen der Toten aus. “Genug Blut, genug Tote, gehen Sie einfach, gehen Sie, gehen Sie”, sagte der Imam während seiner Predigt in Richtung Saleh. “Sie müssen sich den Forderungen der Bevölkerung beugen.”

Saleh: alles Verräter und Agenten

Bei einer Ansprache an seine Anhänger vor dem Präsidentenpalast bezeichnete Saleh die Demonstranten als “Verräter und Agenten” und rief mit ihnen in Sprechchören “Ja zu konstitutioneller Rechtmässigkeit, Nein zu Staatsstreichen”.

Saleh beschuldigt islamistische Extremisten, sie hätten die Protestbewegung infiltriert. Die Macht könne nur durch Wahlen oder Referenden übergeben werden, hat er bereits mehrfach betont.

Mit den erneuten Massenprotesten wollten die Regimegegner im Vorfeld einer in Saudi-Arabien geplanten Verhandlungsrunde Stärke demonstrieren. Der Kompromissplan sieht vor, dass Saleh binnen 30 Tagen die Macht an den Vizepräsidenten abgibt.

Er garantiert zudem dem Langzeitpräsidenten, seiner Familie und seinen Getreuen Sicherheit vor Strafverfolgung. Vertreter von Opposition und Regierung sollen sich in der kommenden Woche in Riad treffen, um den Kompromiss zu unterzeichnen.

UNO fordert Schutz von Zivilisten

Seit Monaten demonstrieren Regimegegner im Jemen gegen Saleh. Dabei starben bereits mehr als 140 Menschen. Die Opposition sieht in Salehs angeblicher Bereitschaft, den Vorschlag der Golfstaaten zu akzeptieren, eine Finte, um bis zur Wahl 2013 an der Macht bleiben zu können.

In New York kritisierte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon das Regime in Jemen. Angesichts der blutigen Zusammenstosse forderte Ban von den Behörden einen besseren Schutz von Zivilpersonen. Die Behörden müssten ihrer Verantwortung und den Verpflichtungen internationaler Menschenrechte nachkommen, erklärte Ban.

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