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Unruhen in Ost-Jerusalem kurz vor direkten Friedensgesprächen

(Keystone-SDA) Ramallah – Kurz vor Beginn neuer Nahost-Friedensgespräche ist es am Donnerstag im arabischen Ostteil Jerusalems zu Unruhen gekommen. Auslöser war eine kleine Gruppe jüdischer Siedler, die versuchte sich einer Moschee zu nähern, berichteten Anwohner und die Polizei.
Die Siedler versuchten demnach, über den Moscheehof zu einer von religiösen Juden als heilig betrachteten Quelle zu gelangen. Dagegen hätten die Palästinenser protestiert. Berichte über Verletzte gab es keine.
Ein israelischer Polizeisprecher teilte mit, palästinensische Einwohner hätten Steine und Brandflaschen auf Sicherheitskräfte geworfen. Nach palästinensischen Angaben setzte die Polizei Tränengas und Blendgranaten ein.
Im Silwan-Viertel war es in vergangenen Monaten mehrfach zu Unruhen gekommen. Der Stadtteil grenzt direkt an die Jerusalemer Altstadt. Nach Angaben des arabischen Informationszentrums in Silwan leben in dem Viertel gegenwärtig 300 israelische Siedler inmitten von 55’000 Palästinensern.
Die Unruhen ereigneten sich weniger als eine Woche vor den ersten direkten Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern. Dazu hatten sich die beiden Konfliktparteien vor wenigen Tagen bereit erklärt. Einer der Hauptstreitpunkte der beiden Parteien ist der andauernde Bau jüdischer Siedlungen in den Palästinensergebieten.
Ungleiche Erwartungen
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte am Mittwoch die für den 2. September geplanten Gespräche als “historische Chance” bezeichnet. Mit Blick auf die palästinensische Forderung, nach einem Stopp des jüdischen Siedlungsbaus sagte er, die Gelegenheit zu einem Frieden zu gelangen dürfe auch die israelische Regierung nicht verstreichen lassen.
Der ehemalige israelische Justizminister Jossi Beilin sagte hingegen, die USA würden mit dem Wieder-Anschieben der direkten Gespräche einen “historischen Fehler” begehen. Die amerikanische Regierung handle “unverantwortlich”, da die beiden Parteien nicht das gleiche von den Verhandlungen erwarteten, sagte Beilin in einem Interview der Westschweizer Zeitung “Le Temps” vom Donnerstag.

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