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Vatikan distanziert sich von Antisemitismus-Vergleich

(Keystone-SDA) Jerusalem/Rom – Millionen Christen haben am Karfreitag der Leiden Jesu Christi gedacht. Die Feiern wurden überschattet vom Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Während der Karfreitagszeremonie im Peterdom in Rom sorgte der Hausprediger von Papst Benedikt XVI. für Aufsehen.
Raniero Cantalamessa zitierte aus einem Brief eines nicht namentlich genannten jüdischen Freundes. Mit Abscheu verfolge dieser die aggressiven und konzentrischen Angriffe auf den Papst und auf die Kirche, las der Prediger vor: “Die Stereotypen und das Verschieben persönlicher Verantwortung und Schuld hin zu einer kollektiven Schuld erinnert mich an beschämendste Aspekte des Antisemitismus.”
Juden reagierten empört. “Schande über Pater Cantalamessa”, sagte Elan Steinberg von der Vereinigung amerikanischer Holocaust-Überlebender und ihrer Nachkommen. Der Vatikan habe das Recht, sich zu verteidigen, doch der Vergleich sei beleidigend und nicht nachvollziehbar.
Der Vatikan distanzierte sich vom Vergleich. Cantalamessas Aussage solle nicht als offizielle Position interpretiert werden, sagte der Vatikan-Sprecher.
Die Feiern in Rom gingen derweil ihren gewohnten Gang. Am Abend betete der Papst im Schein von Fakeln im Kolosseum mit Tausenden von Gläubigen den Kreuzweg.
Benedikt steht in der Kritik, weil er sich bislang nur zu den Fällen in Irland offiziell geäussert hat. Zudem werfen ihm Missbrauchsopfer aus den USA vor, Ende der 1990er Jahre als Präfekt der Glaubenskongregation nichts gegen einen pädophilen Priester unternommen zu haben.

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