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Verstoss gegen die meisten Auflagen bei Staudammbau im Amazonas

(Keystone-SDA) Beim Bau des drittgrössten Staudamms der Welt im brasilianischen Amazonas-Gebiet sind die sozialen und ökologischen Auflagen bislang grösstenteils nicht eingehalten worden. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht des staatlichen Instituts für Umwelt und Naturressourcen (Ibama).

Bei den Bauvorbereitungen für den Belo-Monte-Staudamm seien bis April nur fünf der insgesamt 40 Auflagen erfüllt worden, heisst es in dem Bericht, aus dem die Zeitung “Folha de São Paulo” am Mittwoch zitierte.

Dieser Befund stelle die Erwartung von Energieminister Edison Lobão in Frage, im Juni den Baubeginn des Wasserkraftwerks genehmigen zu können, befand die Regierungsbehörde.

Als einer der Hauptverstösse gegen die Auflagen wurde in dem Ibama-Bericht der Zeitung zufolge mangelnde Vorbereitung auf den massiven Ansturm tausender Wanderarbeiter für den Staudammbau genannt.

Ibama-Chef Curt Trennepohl erklärte in einer Mitteilung an die Nachrichtenagentur AFP, der zitierte Bericht sei eine Zusammenfassung aus dem April, die die “Entwicklung in dieser Zeit” wiedergebe. Das Bauvorhaben sei ein “dynamischer Prozess”. Trennepohl gab aber nicht an, ob mittlerweile mehr Auflagen erfüllt würden.

Mit einer Leistung von gut 11’000 Megawatt soll das Wasserkraftwerk Belo Monte der drittgrösste Staudamm der Welt werden. Die Baukosten wurden mit elf Milliarden Dollar veranschlagt.

Hoch umstrittenes Projekt

Das Projekt hatte wütende Proteste von Umweltschützern und indianischen Ureinwohnern ausgelöst. Sie verwiesen darauf, dass amtlichen Angaben zufolge eine Fläche von 500 Quadratkilometern geflutet werden und 16’000 Menschen umgesiedelt werden müssen.

In ihrem Protest wurden die Ureinwohner von der katholischen Kirche unterstützt. Die Menschenrechtskommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) forderte, das Bauprojekt so lange auf Eis zu legen, bis die Ureinwohner konsultiert und über die Folgen des Baus aufgeklärt worden seien.

Die brasilianische Regierung beteuerte jedoch, Ländereien von Ureinwohnern seien nicht bedroht. Ausserdem seien hohe Summen ausgegeben worden, um mögliche Folgen im sozialen und im Umweltbereich abzufedern.

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