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Verwaltungsgericht lässt Atomkraftwerk Fessenheim weiter am Netz

(Keystone-SDA) Das französische Atomkraftwerk Fessenheim nahe der Schweizer Grenze kann weiter am Netz bleiben. Die Berufungskammer des Verwaltungsgerichts in Nancy wies am Donnerstag eine Klage über die sofortige Schliessung des ältesten französischen AKW ab.

Das Gericht bestätigte damit ein Urteil der ersten Instanz von 2011. Geklagt hatte der deutsch-französisch-schweizerische Trinationale Atomschutzverband TRAS, der die Gefahren durch Erdbeben und Überschwemmungen im Rheingraben in den Vordergrund stellte.

Auf seiner Liste der Gefahren und Risiken stehen auch Altersschwäche und durchschnittlich mehr Pannen und Zwischenfälle als in anderen Atomkraftwerken.

Ein TRAS-Sprecher sagte, man sei von diesem Urteil nicht wirklich überrascht. Die Umweltschützer wollten mit dem Verfahren auch versuchen, die nach ihrer Ansicht unnötigen Millionenausgaben für die Aufrüstung des Kraftwerks zu verhindern.

Doch der Staatsrat hatte Anfang April entschieden, dass die Arbeiten fortgesetzt werden, um die Fundamente beider Reaktorblöcke für den Fall eines Erdbebens zu verstärken – ungeachtet der baldigen Schliessung. Pro Reaktorblock kostet das etwa 15 Millionen Euro.

TRAS kritisiert Urteil

Der Trinationale Atomschutzverband (TRAS), dem auch Basel-Stadt angehört, kritisierte in einem Communiqué die Abweisung seiner Klage. Der TRAS, dem über 60 Gemeinden sowie mehrere Organisationen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz angehören, hofft nun auf eine zweite Klage, die in Paris pendent ist.

Die französischen Aufsichtsbehörden wiederholten exakt dieselben Fehler, welche in Japan zur Katastrophe von Fukushima geführt hätten, warnte der TRAS: Die Behörden täten so, wie wenn starke Erdbeben in Fessenheim nicht stattfinden könnten. Experten hätten für den alten Meiler explizit den europäischen Stresstest empfohlen.

Der Oberrheingraben, wo das AKW Fessenheim steht, sei der Standort mit der höchsten Erdbebenhäufigkeit nördlich der Alpen. Und die Bevölkerungsdichte sei fünfmal so hoch wie bei Fukushima. Wenn der Rheinseitenkanal bricht, könnte die Kühlwasserversorgung ausfallen.

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