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Vier Urteile wegen Massakers von Srebrenica in Bosnien

(Keystone-SDA) Ein bosnisches Gericht hat am Freitag vier frühere Mitglieder einer bosnisch-serbischen Spezialeinheit wegen ihrer Beteiligung am Massaker von Srebrenica zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten, drei bosnischen Serben und ein Slowene, an der Hinrichtung von mehr als 800 muslimischen Männern und Jungen am 16. Juli 1995 direkt beteiligt gewesen waren. Stanko Kojic wurde zu 43 Jahren Haft verurteilt, Zoran Goronja und der Slowene Franc Kos müssen 40 Jahre ins Gefängnis, Vlastimir Golijan erhielt eine Haftstrafe von 19 Jahren.

Das Gericht sprach die Angeklagten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Das Massaker von Srebrenica wird vom UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag als Völkermord eingestuft – die Angeklagten wurden jedoch von diesem Vorwurf freigesprochen.

Das Gericht habe keine Beweise für die Absicht gefunden, einen Völkermord zu begehen, erklärte die Richterin Mira Smajlovic. Die Spezialeinheit “10. Sabotage-Abteilung” war von dem bosnisch-serbischen Armeechef Ratko Mladic gegründet worden, der sich derzeit vor dem Haager Tribunal wegen Völkermordes im Bosnienkrieg (1992-1995) verantworten muss.

Angeklagter Slowene gibt Taten zu

Der Angeklagte Franc Kos, einer der Befehlshaber der Spezialeinheit, hatte die Taten während des Prozesses gestanden. Nach seinen Angaben wurden die Opfer in Bussen zu einem Armee-Gelände in Branjevo gebracht, das 70 Kilometer nördlich von Srebrenica liegt.

“Sie marschierten gefasst auf den Exekutionsplatz und stellten sich auf. Wir töteten sie durch Schüsse in den Rücken”, sagte Kos. Seine Kolonne habe wohl 300 Menschen getötet und sei dann durch andere Soldaten ausgetauscht worden.

Am 11. Juli 1995 waren bosnisch-serbische Milizen in die damalige UNO-Schutzzone Srebrenica im Osten Bosniens einmarschiert und hatten rund 8000 Muslime – vorwiegend Männer und Jungen – verschleppt und getötet. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.

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