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Zweifacher Kindermord von Krailling offenbar geklärt

(Keystone-SDA) Der Doppelmord im oberbayerischen Krailling scheint aufgeklärt: Gegen den 50-jährigen Onkel der getöteten acht- und elfjährigen Schwestern Chiara und Sharon wurde am Samstag Haftbefehl wegen zweifachen Mordes erlassen.

Der Tatverdächtige legte den Ermittlern zufolge kein Geständnis ab, doch sprächen starke Indizien dafür, dass der richtige Mann hinter Gittern sitze. Sein Motiv ist noch unklar.

Die Mädchen waren in der Nacht auf Donnerstag vor anderthalb Wochen in der Wohnung ihrer Mutter in Krailling brutal getötet worden. Laut Oberstaatsanwältin Andrea Titz mordete der am Freitag festgenommene Schwager der Mutter aus Heimtücke: Der Täter habe die “Arglosigkeit und die Wehrlosigleit der Opfer ausgenutzt”.

Überführt wurde der nicht vorbestrafte Mann von einem genetischen Fingerabdruck. Der Tatverdächtige gehörte zu den Freiwilligen, die eine Speichelprobe abgeben hatten. Diese passte zu einer am Tatort gefundenen DNS-Spur. Der Mörder hatte sich offenbar bei der Tat verletzt und Blut verloren.

Dem Leiter der Mordkommission, Markus Kraus, zufolge gibt es noch “keine konkrete Motivlage”. Zu Spekulationen, wonach sich der Mann – selbst Vater von vier Kindern – um Geld mit seiner Schwägerin gestritten habe, wollten sich die Ermittler nicht äussern. Für den Bau seines Hauses hatte sich der Mann laut Medienberichten überschuldet. Ein Sohn habe eine Lebertransplantation überstehen müssen, seine Frau leide an Krebs, hiess es.

100 Personen vernommen

Die 31-köpfige Sonderkommission “Margarete” – benannt nach der Strasse, in der das Verbrechen geschah – hatte eine Woche lang akribisch ermittelt. 100 Personen wurden Kraus zufolge vernommen, 141 Hinweise aus der Bevölkerung geprüft und 91 Speichelproben genommen. Titz betonte, es müsse weiter ermittelt werden. “Wir können noch nicht die Hände in den Schoss legen.”

Der genaue Tatablauf ist weiter unklar. Die Mutter hatte die Mädchen stark blutend im Kinderzimmer aufgefunden, als sie zusammen mit ihrem Freund nach Hause kam. Wiederbelebungsversuche waren erfolglos geblieben. Die Obduktion stellte an beiden Kindern “vielfältige Gewalteinwirkungen verschiedener Art” fest. Hinweise auf ein Sexualdelikt gibt es nicht.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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