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Cuche will in Garmisch Abfahrtskönig werden

Ga und Pa: Bringen die Maskottchen der Ski-WM Garmisch auch Didier Cuche Glück? Keystone

Bei den Weltmeisterschaften der Alpinen, die am Montag in Garmisch-Partenkirchen beginnen, will der Schweizer Kronfavorit Didier Cuche seine Karriere mit Abfahrts-Gold krönen. Medaillenchancen haben auch Carlo Janka, Silvan Zurbriggen und Lara Gut.

Die Messlatte liegt sehr hoch: Vor zwei Jahren in Frankreich hatte die Schweiz mit ihren insgesamt sechs Medaillen erstmals seit 20 Jahren wieder die WM-Nationenwertung gewonnen.

Sämtliches Edelmetall – darunter zweimal Gold – ging auf das Konto des Trios Didier Cuche, Carlo Janka und Lara Gut.

Die Spitze ist an den Titelkämpfen in Süddeutschland nur unwesentlich breiter geworden. Neben den erwähnten Team-Leadern zählt in Bayern auch Allrounder Silvan Zurbriggen zu den engsten Medaillenanwärtern. Der Slalomspezialist, der in diesem Winter auch schon eine Abfahrt gewann, sieht seine grössten Chancen in der Kombination.

In der Form des Lebens

Besonders viel erhofft sich Didier Cuche von der Kandahar-Piste, die als eine der schwersten überhaupt gilt, denn der bald 37-jährige Neuenburger tritt in der Form seines Lebens zur WM an.

Im Heimrennen am Lauberhorn als Zweiter noch knapp geschlagen, fuhr er in Kitzbühel und Chamonix in einer eigenen Liga. Fährt er auch in Süddeutschland ähnlich bestechend fehlerfrei, dürfte ihm WM-Gold kaum zu nehmen sein.

Cuche weiss aber auch, dass er sich auf einem schmalen Grat befindet, was die Risiken angeht. «Ich bin an der Grenze des Möglichen, aber ich darf nicht übertreiben», sagte er in Frankreich nach seinem zweiten Sieg in Folge. «Ein Sieg Kitzbühel befreit und beflügelt. Das gegenwärtige Vertrauen ist so gross, dass ich mich weniger um die Linienwahl kümmern muss. Es geht einfach ab, sobald ich aus dem Starthaus bin. Und wenn es funktioniert, bin ich sehr schnell», beschrieb er in Chamonix sein momentanes Lebensgefühl auf den zwei Skiern.

Relaxt

William Besse, Lauberhorn-Sieger 1994 und heute Ko-Kommentator am Westschweizer Fernsehen, bezeichnet die Österreicher Michael Walchhofer und Klaus Kröll als härteste Widersacher. Doch sieht Cuche in einem «grossen mentalen Vorteil».

Auch wenn es vor einem Jahr an Olympia nicht geklappt habe, – Cuche war ohne Medaille aus Vancouver heimgekehrt – habe er sich für die WM die Favoritenrolle erkämpft. Und Besse geht davon aus, dass der Favorit diesmal seiner Position gerecht werden wird.

Jankas Fahrplan stimmt

Carlo Janka tritt in Garmisch als Olympiasieger im Riesenslalom und Sieger des letztjährigen Gesamtweltcups an. In diesem Winter hat der Bündner jedoch noch nicht zur überragenden Form des letzten Winters gefunden. Wie bereits ein Jahr zuvor hatte ihn auch im letzten Sommer – wenn Kondition gebüffelt wird – eine Viruserkrankung ausser Gefecht gesetzt.

Dies hinterlasse selbst bei einem Ausnahmeathleten wie Janka Spuren, sagt Besse. Trotzdem sei an der WM mit dem Bündner zu rechnen, umso mehr, als er klugerweise die Rennen in Chamonix ausgelassen habe, unterstreicht der Ex-Rennfahrer.

Doch just auf die WM hin kehrt die Bestform wieder, fuhr doch Janka als Dritter des Riesenslaloms von Hinterstoder – der letzten Weltcup-Prüfung vor der WM – aufs Podest.

Entdeckung Zurbriggen

Nach dem Ausfall von Abfahrts-Olympiasieger Didier Défago, der diesen Winter wegen eines Kreuzbandrisses auslassen muss, ist Silvan Zurbriggen die dritte Schweizer Medaillenhoffnung im Männer-Team. Dieses wird in Deutschland letztmals von Cheftrainer Martin Rufener geführt, denn der Berner Oberländer wird Ende Saison von Osi Inglin abgelöst. Die Entdeckung des Saisonbeginns – der Oberwalliser gewann sensationell die Abfahrt von Val Gardena – belegt im Weltcup-Zwischenklassement den vielversprechenden vierten Platz.

Zuletzt schien Zurbriggen seinem umfangreichen Pensum etwas Tribut zollen zu müssen, hatte er doch seit Mitte Oktober 22 der 24 Weltcup-Prüfungen bestritten. Besse reiht ihn trotz der gezeigten Anzeichen von Müdigkeit in der Kombination unter die Favoriten ein. «Kann er seinen Kopf frei machen, zählt er auch in der Abfahrt und im Super G zu den Medaillenanwärtern», glaubt Besse.

Unbändiges Talent Gut

Bei den Frauen ruhen die Hoffnungen in erster Linie auf Lara Gut. Nachdem sie den letzten Winter wegen einer ausgerenkten Hüfte verpasst hatte, ist der quirlige Jungspund in den letzten Rennen wieder auf dem hohen Niveau des vorletzten Winters angekommen. Dies unterstreicht Guts dritter Platz in der Abfahrt von Val d’Isère Mitte Dezember, aber natürlich vor allem der Sieg in der Abfahrt von Zauchensee Anfang Jahr. Diesem liess sie im Super G von Cortina einen weiteren dritten Platz folgen.

Die 19-jährige Tessinerin ist aber keine Solo-Darstellerin im Schweizer Frauenteam. Die Speed-Fahrerinnen Fabienne Suter, Dominique Gisin und Nadja Kamer warten alle auf ihre Chancen, falls das Dominatorinnen-Duo dieses Winter, die Deutsche Maria Riesch und Lindsey Vonn aus den USA, patzen sollten.

Im Riesenslalom und Slalom dagegen sind kaum Wunderdinge zu erwarten. Im Bereich der Technikerinnen arbeitet der Schweizerische Skiverband mit jungen Talenten an einem längerfristigen Aufbau.

Die Titelkämpfe der Alpinen finden vom 7. Bis 20. Februar im deutschen Wintersportort Garmisch-Partenkirchen statt.

Pro Land dürfen je vier Athleten oder Athletinnen an den zehn Einzelwettbewerben teilnehmen. Auf dem Programm steht auch der Nationenpreis für gemischte Teams.

Garmisch war 1936 Austragungsort der Olympischen Winterspiele sowie der Weltmeisterschaften 1978 und 2001.

Der Skiort ist Teil der Kandidatur Münchens für die Austragung der Olympischen Winterspiele 2018.

Übertragung aus dem Französischen: Renat Kuenzi

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