Anforderungen nicht erfüllt: SBB wechseln selbstfahrenden Bus aus
(Keystone-SDA) Der ursprünglich vorgesehene selbstfahrende Bus hat die Erwartungen nicht erfüllt: Für ihr Pilotprojekt in Zug wechseln die SBB und ihre Projektpartner nun den Hersteller aus. Erste Fahrten mit Passagieren finden 2018 statt.
Vorgesehen war, dass in der Stadt Zug ab Sommer 2017 selbstfahrende Shuttles in das bestehende Verkehrs- und Mobilitätssystem integriert werden. Doch zu den Testfahren mit dem deutschen Fahrzeugtyp «Olli» auf öffentlichen Strassen kam und kommt es nicht.
Der Hersteller hat «den Erwartungen in der Umsetzung» nicht entsprechen können, wie SBB, Mobility Carsharing, Stadt Zug, Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) und Technologiecluster Zug am Freitag mitteilten.
Wegen technischer Probleme hätten die terminlichen Ziele nicht eingehalten werden können, heisst es bei der SBB auf Anfrage. Deshalb hätten sich die Projektpartner entschlossen, den Hersteller zu wechseln.
2018 erste Fahren mit Passagieren
Sie haben sich für den Typ «EZ10» des Unternehmens «EasyMile» entschieden. Das Start-up aus Toulouse (F) war schon zum Zeitpunkt der ersten Auswahl eine Option gewesen, doch erschien damals gemäss SBB «Olli» noch am vielversprechendsten.
Ende August lieferte «EasyMile» bereits ein erstes Fahrzeug. Es steht derzeit in den ZVB-Werkstätten. Wann es zum ersten Mal auf die Zuger Strasse kommt, ist noch unklar.
Der Fokus liege nun zunächst darauf, die erforderliche Genehmigung des Bundesamts für Strassen (ASTRA) zu erhalten, teilte die SBB mit. «Erst danach können Termine für Testfahrten mit Testnutzern und geschlossenen Kundengruppen festgelegt werden.»
Der elektrisch angetriebene Bus wird dann die vorgesehene Strecke abfahren und kennenlernen («Mapping»). In den folgenden Monaten soll sich das Projekt auf «ausgedehnte Tests und die Stabilisierung des Betriebs» konzentrieren.
Im ersten Halbjahr 2018 seien mit der Lieferung des zweiten Shuttles dann die ersten Fahrten mit Passagieren geplant. Vorgesehen ist, dass die Fahrzeuge autonom zwischen dem Bahnhof Zug und dem Industriecluster Zug verkehren.
Zwölf Passagiere und Tempo 20
Die Fahrzeuge des französischen Start-ups seien bereits über ein Dutzend Mal erfolgreich auf der ganzen Welt eingesetzt und in verschiedenen Szenarien getestet worden, halten SBB und Projektpartner fest.
So standen beispielsweise sechs «EZ10»-Fahrzeuge 2015 während eines halben Jahres an der ETH Lausanne (EPFL) im Einsatz, wie es auf der Internetseite des Herstellers heisst. Sie deckten eine 2,3 Kilometer lange Strecke zwischen der Metrostation und den Hauptgebäuden auf dem Campus ab.
Der «EZ10» verfügt über sechs Sitz- und sechs Stehplätze. Laut Herstellerangaben kann er bis 14 Stunden in Betrieb stehen. Er weist eine Spitzengeschwindigkeit von 40 km/h auf, ist in der Regel aber mit Tempo 20 unterwegs.
PostAuto dehnt Tests aus
In verschiedenen Städten laufen Versuche mit fahrerlosen Fahrzeugen oder es sind solche geplant. So sind in der Stadt Sitten bereits seit Sommer 2016 versuchsweise selbstfahrende kleine Postautos im Einsatz.
Sie befördern auf einer rund anderthalb Kilometer langen Rundstrecke Personen in der Fussgänger- und Begegnungszone der Altstadt. Ab Ende Oktober wird das Unternehmen PostAuto auch in Bern einen weiteren Test starten, er findet auf einem geschlossenen Areal statt.
In Neuhausen am Rheinfall testen die Schaffhauser Vekehrsbetriebe ebenfalls einen führerlosen Bus. Das Vorhaben in Zug gilt landesweit als erstes, auf den ein computergesteuerter Bus auf öffentlichen Strassen fahren soll.