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Aufsichtsrat der HSH Nordbank berät über neue Vorstände

HAMBURG (awp international) – Der Aufsichtsrat der angeschlagenen HSH Nordbank kommt an diesem Dienstag (20.10.) in Hamburg zu einer Sitzung zusammen. Auf der Tagesordnung des Gremiums stehen Personalangelegenheiten. Dahinter verbirgt sich voraussichtlich die Berufung von zwei neuen Vorstandsmitgliedern. Bislang übt der Vorstandsvorsitzende Dirk Jens Nonnenmacher nach dem Abgang mehrerer Vorstände zusätzlich die Aufgaben des Finanz- und Risikovorstands aus und ist verantwortlich für das operative Geschäft. Das hatte die Bankenaufsicht bereits moniert und auch Nonnenmacher selbst hatte den Zustand kritisiert: “Das ist weder gut für mich, noch für die Bank.”
Die Suche nach neuen Vorständen hat mehrere Monate in Anspruch genommen. Neben dem kritischen Zustand der Bank ist dafür auch die Begrenzung der Vorstandsgehälter auf 500.000 Euro jährlich ein Grund. Die Bank ist abhängig von staatlichen Mitteln und darf erst Boni und höhere Gehälter ausschütten, wenn sie wieder Gewinn erwirtschaftet und Dividende zahlt. Hoch qualifizierte Bankmanager können heute aber bereits wieder höhere Gehälter als 500.000 Euro erzielen. Zudem sind die Perspektiven der Bank nicht endgültig gesichert; am neuen Geschäftsmodell des Instituts werden immer wieder Zweifel laut. Insofern gehen die neuen Vorstände ein schwer kalkulierbares Risiko ein, wenn sie bei der HSH Nordbank anheuern.
Offen ist, ob Aufsichtsratschef Hilmar Kopper dem Gremium auch bereits ein neues Vergütungsmodell für die Bankspitze vorstellt, an dem er arbeitet. Parlamentarier aus Hamburg und Schleswig-Holstein hatten Kopper bereits vor allen Versuchen gewarnt, die Gehaltsgrenze von 500.000 Euro aufzuweichen oder zu unterlaufen, etwa indem Boni zunächst angesammelt und später ausgezahlt werden. Es gebe eine klare Beschlusslage der Hamburgischen Bürgerschaft und des schleswig- holsteinischen Landtags, die nicht ausgehebelt werden könne. Kopper hatte daraufhin versichert, sein Modell werde im Einklang mit den Garantieerklärungen der Länder stehen.
Nicht auf der Tagesordnung stehen die “Omega”-Geschäfte aus dem Jahr 2008, die zu einer Wertberichtigung von mehr als 500 Millionen Euro geführt hatten. Auch die Zahlung von 45 Millionen Dollar an die US-Investmentbank Goldman Sachs ohne eindeutigen Anspruch wird voraussichtlich nicht Thema im Aufsichtsrat sein. Grössere Entscheidungen zur Zukunft der Bank sind voraussichtlich nicht zu erwarten; etwa über die Details der geplanten Abbaubank. Offenbar werden solche Entscheidungen aufgeschoben, bis die neue schleswig- holsteinische Landesregierung im Amt ist./gi/DP/stw

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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