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AUSBLICK/Swisscom Q1: Gewinn zwischen 431 Mio und 479 Mio CHF erwartet

Zürich (awp) – Die Swisscom AG wird am Mittwoch, 4. Mai, die Resultate des ersten Quartals 2011 publizieren. Sieben Analysten erwarten folgende Zahlen:
Q1 2011E
In Mio CHF AWP-Konsens Bandbreite Q1 2010A
Umsatz 2’891 2’858 – 2’906 2’953
EBITDA 1’132 1’090 – 1’152 1’058
EBIT 667 649 – 679 557
Reingewinn 460 431 – 479 394
FOKUS: Analysten rechnen in Summe bei der Swisscom im ersten Quartal mit einem leicht rückläufigen Umsatz. Dabei dürfte die Entwicklung in der Schweiz und in Italien unterschiedlich ausfallen. Hierzulande erwarten die Experten eine knapp stabile Entwicklung, trotz schwächerem Wholesale-Geschäft und abgesenkten Mobilterminierungsgebühren, die sich die Anbieter gegenseitig für die Weiterleitung von Anrufen verrechnen.
Bei der italienischen Tochter Fastweb belastet nach Meinung der Analysten nicht nur der schwache Euro, sondern auch die zunehmende Konkurrenz am Telekommarkt. Allerdings seien die Partnerschaft mit dem Pay-TV-Anbieter Sky und jüngste staatliche Aufträge positiv zu werten, schreibt etwa Barclays.
Operativ dürfte der Blaue Riese nach Einschätzung der ZKB ein besseres Ergebnis als im Vorjahreszeitraum aufweisen, da Sonderaufwendungen für Fastweb wegen des Mehrwertsteuerverfahrens in Höhe von 102 Mio CHF nicht mehr anfallen. Bereinigt um diese Kosten dürften EBITDA und EBIT aber tiefer liegen, meint der zuständige Analyst.
Die abgewendete Rekordbusse der Weko von 333 Mio CHF in Sachen Mobilfunk sieht die Bank Vontobel als gutes Zeichen für weitere wettbewerbsrechtliche Verfahren, zum einen bei den Mobilterminierungsgebühren im Zeitraum nach Mai 2005 und zum anderen im ADSL-Geschäft. Die Risiken seien entsprechend minimiert, heisst es.
Der finanzielle Ausblick für das laufende Geschäftsjahr dürfte nach Meinung der Auguren bestätigt werden.
ZIELE: Für das Geschäftsjahr 2011 erwartet der Telekomkonzern einen Nettoumsatz von mindestens 11,8 Mrd CHF, einen EBITDA von über 4,6 Mrd CHF sowie Investitionen von unter 2,0 Mrd CHF, ohne die Kosten der Mobilfunkauktion. Fastweb soll nach dem Übergangsjahr 2011 – ohne Umsatzwachstum, aber mit leicht höherem EBITDA – in den Folgejahren ein “starkes Umsatz- und Cash-Flow-Wachstum” erzielen.
PRO MEMORIA: Die Swisscom muss eine von der Wettbewerbskommission (Weko) verhängte Rekordbusse über 333 Mio CHF nicht zahlen. Das entschied das Bundesgericht kürzlich in Sachen Mobilterminierungsgebühren. Diese stellen sich die Anbieter gegenseitig für die Weiterleitung von Anrufen in Rechnung. Im Markt sieht die Weko ihr Ziel aber trotzdem erreicht, verständigten sich die drei Anbieter Swisscom, Sunrise und Orange doch freiwillig auf Absenkungen.
Noch ausstehend ist ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Sachen ADSL. Dort hatte die Weko eine Busse über 237 Mio CHF verfügt. Ein Entscheid wird nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2011 erwartet. Vor der Kommunikationskommission (ComCom) sind weitere Verfahren hängig.
Die Kooperationen der Swisscom mit regionalen Elektrizitätswerken beim Bau des Glasfasernetzes sind Gegenstand von Vorabklärungen der Weko. Diese sollen bis Sommer abgeschlossen werden. Bei einzelnen Klauseln in den Verträgen sieht die Behörde wettbewerbsrechtliche Probleme. Parallel wird die Rentabilität des Glasfasernetzes für die Stromversorger zunehmend zum Thema. Das Elektrizitätswerk Obwalden zog vor kurzem Konsequenzen und stoppte das 31 Mio CHF teure Projekt für das erste kantonsweite Glasfasernetz.
Zur Zukunft der italienischen Tochter Fastweb erklärte Swisscom-CFO Ueli Dietiker im März gegenüber AWP, dort könnte ein Partner in Zukunft eine Minderheit oder gar die Mehrheit an Fastweb übernehmen. “Wenn die Mehrheitsbeteiligung eines Partners in ein paar Jahren aus Gründen der Marktlogik ein Thema wäre, würden wir das nicht dogmatisch ablehnen”, so Dietiker. Nach der Vollübernahme hatte die Swisscom Fastweb Ende März von der Börse in Mailand genommen.
Ansonsten könnte die Konsolidierung im vergleichsweise wenig dynamischen Schweizer Telekommarkt wieder Thema werden. Der Mutterkonzern des drittgrössten Mobifunkanbieters Orange, France Télécom, stellt die Aktivitäten in der Schweiz, Österreich und Belgien auf den Prüfstand. Entweder werde sich der Telekomkonzern auf diesen Märkten verstärken oder sich zurückziehen, hiess es vor wenigen Tagen. Grund seien die geringen Wachstumsaussichten.
cc/tp/sig

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