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Bank Coop 2010 mit tieferem Bruttogewinn – Verhaltener Ausblick auf 2011 (AF)

Basel (awp) – Die Bank Coop hat im Geschäftsjahr 2010 den Margendruck im Zinsengeschäft zu spüren bekommen und weist trotz einem neuen Rekordstand bei den Hypotheken einen rückläufigen Bruttogewinn aus. Dank deutlich tieferen Wertberichtigungen und Rückstellungen sowie Beteiligungsverkäufen fällt der Jahresgewinn dagegen etwas höher aus als im Vorjahr.
In der anspruchsvollen Wirtschaftslage habe die Bank Coop ein gutes Ergebnis erzielt, sagte Verwaltungsratspräsident Ralph Lewin am Montag an der Bilanzmedienkonferenz in Basel. Der Bruttogewinn sank 2010 um 5,6% auf 88,6 Mio CHF, den Reingewinn konnte die Tochter der Basler Kantonalbank (BKB) dagegen um 1,7% auf 72,6 Mio CHF erhöhen. Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende von 1,80 CHF je Inhaberaktie, womit die Ausschüttung seit 2006 auf der gleichen Höhe bleibt.
Die Jahresresultate der Bank Coop sind erneut um die Kosten der IT-Migration auf die Plattform Avaloq bereinigt: Einschliesslich der Migrationskosten belief sich der Jahresgewinn auf 50,5 Mio CHF. Seit 2005 hat die Bank für die Migration Rückstellungen von insgesamt 67,5 Mio CHF gebildet, 2010 betrugen diese 10,5 Mio CHF. Das Grossprojekt soll im April 2011 abgeschlossen werden.
HOHE ZINSABSICHERUNGSKOSTEN
Das Ergebnis aus dem wichtigsten Geschäft der Bank, dem Zinsengeschäft, sank mit einem Minus von 0,3% auf 148,6 Mio CHF leicht. Neben den geschrumpften Margen in dem Geschäft belastete auch die Absicherung gegen die Risiken einer Zinsänderung, die im letzten Jahr rund 18 Mio CHF kostete, wie CEO Andreas Waespi sagte.
Der Kommissions- und Dienstleistungsertrag verzeichnete dagegen einen Anstieg um 3,9% auf 68,5 Mio CHF. Die Zunahme stammte vor allem aus zusätzlichen Courtageerträgen und höheren Fondskommissionen. Im Handelsgeschäft sank der Ertrag um 16,7% auf 13,0 Mio CHF.
Der – um die IT-Kosten bereinigte – Geschäftsaufwand erhöhte sich im vergangenen Jahr um 2,6% auf 144,2 Mio CHF. Die Bank führte im vergangenen Jahr die Modernisierung ihrer Geschäftsstellen weiter: “Rund 2/3 aller Geschäftsstellen sind umgebaut, aufgefrischt, verlegt oder erneuert worden”, sagte Waespi. Zudem erhöhte die Bank auch ihre Werbeausgaben etwa mit TV-Spots. Die Cost/Income-Ratio I erhöhte sich auf 61,9% (VJ 59,9%).
HOHER FESTHYPOTHEKEN-ANTEIL
Die Bilanzsumme der Bank lag per Ende 2010 mit 14,26 Mrd CHF um 5,8% höher als im Jahr davor. Die Hypothekarforderungen zeigten erneut ein kräftiges Wachstum und stiegen um 6,0% auf 11,69 Mrd CHF. Dabei wurden auch bei der Bank Coop hauptsächlich Festhypotheken abgeschlossen: Der Anteil der Festzinshypotheken am Gesamtbestand betrug per Ende Jahr bereits rekordhohe 90,5%.
Noch stärker als die Hypotheken stiegen die der Bank anvertrauten Kundengelder, die um 8,4% auf 9,71 CHF zulegten. Damit habe sich die Refinanzierungssituation markant verbessert, sagte der Bank Coop-CEO. Die verwalteten Kundenvermögen nahmen bei einem Nettoneugeldzufluss von 402 Mio CHF um 0,7% auf 16,18 Mrd CHF zu.
Bezüglich des Eigenmittel-Deckungsgrads kommt die Bank Coop per Ende 2010 auf einen Wert von 150%. Damit die Bank auch die verschärften FINMA-Anforderungen übertreffen, sagte Lewin. Da die Eigenmittelsituation 2010 noch durch die letztmalige hohe Rückstellung für die IT-Migration belastet worden, erwarten die Bankverantwortlichen auch künftig die gesetzlichen Anforderungen “komfortabel erfüllen zu können.”
VERHALTENER OPTIMISMUS
Für 2011 hat die Bank einen “leicht höheren” Bruttogewinn budgetiert, wie Waespi sagte. Angesichts der schwierigen Situation an den Finanzmärkten sei er generell für das laufende Jahr “verhalten optimistisch”. Sollten die Zinssätze ansteigen, dürfte das für die Bank Coop einen positiven Effekt haben.
tp/ra

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