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Baustopp für Ausbauarbeiten im ThyssenKrupp-Werk in Rio

RIO DE JANEIRO (awp international) – Neuer Ärger im ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio: Die Umweltbehörden des Bundesstaates Rio de Janeiro haben die Bauarbeiten zur Erweiterung der Anlage vorerst gestoppt. Der regionale Umweltminister Carlos Minc begründete den Schritt damit, dass noch nicht alle Umweltauflagen erfüllt seien. “Das Stahlwerk hat noch nicht die endgültige Lizenz”, warnte Minc in einer Erklärung. Sollte die CSA die Forderungen nicht erfüllen, werde der Betrieb stillgelegt. CSA sei im Bundesstaat Rio gewollt, aber die Gesundheit der Bevölkerung und der Umweltschutz müssten Priorität haben.
Das 5,2 Milliarden Euro teure Werk an der Sepetiba-Atlantikbucht geriet seit der Eröffnung vor rund zehn Monaten immer wieder in Konflikt mit den Umweltbehörden. Bundespräsident Christian Wulff wollte das Werk am vergangenen Samstag eigentlich besuchen und der grössten Investition in der ThyssenKrupp-Geschichte zum Erfolg verhelfen. Doch sagte Wulff den Besuch kurzfristig ab, weil er zu seinem Ärger in Brasilien von den Umstrukturierungsplänen des Konzerns überrascht wurde.
Minc, der von 2008 bis März 2010 Bundesumweltminister im Kabinett von Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva war, äusserte sich am Montagabend (Ortszeit) über das ThyssenKrupp-Werk, wie lokale Medien am Dienstag berichteten. Dabei setzte er dem Unternehmen eine Frist von 30 Tagen, um ein Notfall-Abkühlbecken auf freiem Gelände abzudecken, um so künftig Emissionen zu vermeiden. Seit Sommer 2010 kam es bereits zwei Mal zu Graphitstaub-Emissionen, wodurch die Bewohner im Nachbarort Santa Cruz belästigt wurden.
Die CSA (Companhia Siderúrgica do Atlântico) wurde deshalb im Sommer 2010 mit einer Geldbusse von 1,8 Millionen Reais (rd. 77.600 Euro) und im Januar 2011 mit einer Strafe von 2,4 Millionen Reais sowie Kompensationszahlungen in Höhe von 14 Millionen Reais belegt. Im Vollbetrieb sollen in dem Werk jährlich fünf Millionen Tonnen Stahl für den Export nach Deutschland und in die USA produziert werden. An der CSA ist Brasiliens Eisenerzkonzern Vale mit 26,87 Prozent beteiligt./hr/DP/he

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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