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BHP setzt flexiblere Verträge für Kokskohle durch – Kräftige Preiserhöhungen

MELBOURNE (awp international) – Der australisch-britische Rohstoffkonzern BHP Billiton hat für das laufende Jahr einen Grossteil seiner Kokskohle mit kräftigen Preissteigerungen verkauft. Die Kunden stammten aus China, Japan, Indien und Europa, teilte das Unternehmen am Sonntagabend in Melbourne mit. Die Verträge seien flexibler als in der Vergangenheit, als die Rohstoffkonzerne und ihre Kunden sich in der Regel auf langfristige Jahreskontrakte mit festen Preisen verständigten. Die Preise seien nun nur noch für einen kürzeren Zeitraum festgeschrieben, erklärte BHP. Das spiegele die Veränderungen auf den Rohstoffmärkten wider.
Details zu den Verträgen gab BHP nicht bekannt. Der japanische Stahlkonzern JFE hatte aber bereits am Freitag mitgeteilt, dass er für den Zeitraum April bis Juni den Australiern 200 US-Dollar je Tonne Kokskohle zahle. Bis Ende März wurden im Schnitt für Massenrohstoffe für die Stahlherstellung noch 129 Dollar je Tonne gezahlt. Die kräftige Preiserhöhung kommt nicht überraschend. An den Börsen waren die Preise für Rohstoffe wie Erze und Kohle in den vergangenen Monaten kräftig gestiegen. Die von JFE genannten Preise liegen rund zehn Prozent unten den aktuellen Spotmarktkursen für Kokskohle.
STAHLKONZERNE IN SORGE
Die Rohstoffkonzerne drängen angesichts der schnell steigenden Preise an den Rohstoffbörsen darauf, das seit Jahrzehnten praktizierte Benchmark-System mit festen Preisen über einen längeren Zeitraum aufzuweichen. Dagegen laufen die Stahlkonzerne Sturm. Schon in der Wirtschaftskrise waren die Preise für Rohstoffe ihrer Ansicht nach nicht so stark gefallen wie für Stahl. Das lag unter anderem nicht zuletzt daran, dass die Nachfrage aus China auch im Krisenjahr 2009 hoch blieb. Nun befürchten sie, dass sich die Einkaufspreise angesichts von anhaltenden Spekulationen von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten weiter entfernen und Kalkulationen wegen der höheren Schwankungen praktisch unmöglich werden. Keine Einigung gibt es bislang bei Eisenerz. Der chinesische Stahlverband kündigte bereits eine harte Auseinandersetzung an.
Kern des Problems ist nach Ansicht der Stahlindustrie die grosse Macht der Bergbaukonzerne. BHP Billiton, der britisch-australischen Konkurrent Rio Tinto und die brasilianische Vale haben bei Eisenerz einen Marktanteil von rund 70 Prozent. Zum Ärger der Stahlindustrie wollen BHP und Rio Tinto nun auch noch ihren Erzabbau in Australien zusammenlegen. Allerdings müssen zunächst zahlreiche Wettbewerbsbehörden den Fall prüfen./ne/nl/tw

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