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Jubiläum: Elite-Institut ETH Zürich wird 150

Hoher Geburtstag für ehrwürdiges Haus: Die ETH Zürich feiert ihr 150-Jahre-Jubiläum. ETHZ

Bundespräsident Schmid hat an der 150-Jahr-Feier der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ein Plädoyer für die ETH als Elite-Bildungsanstalt gehalten.

Für die Zukunft hat sich die ETH Grosses vorgenommen: Sie will unter die zehn besten Institute der Welt vorstossen.

Das Schweizer Bildungssystem zeichnet sich durch eine grosse föderalistische Vielfalt aus, die der Entwicklung des Forschungsplatzes Schweiz manchmal in die Quere kommt. In dieser Vielfalt hat die ETH Zürich ihren festen Platz. Und der ist an der Spitze.

So verwundert es nicht, wenn bei der Feier zum 150. Geburtstag dieser ehrwürdigen Bildungsinstitution die Spitzen aus Politik und Wissenschaft zu den Gratulanten gehörten.

“Pioniertat”

Die ETH sei eine Pioniertat des 19. Jahrhunderts, sagte Bundespräsident Samuel Schmid am Donnerstagnachmittag in seiner Rede im ETH-Hauptgebäude in Zürich. Was den Bund betreffe, sei es vielleicht sogar die nachhaltigste und wichtigste.

Die 1855 gegründete Hochschule sei eine Institution, welche die gesellschaftliche Mobilität in diesem Land geschaffen und damit die Demokratie mit realem Inhalt gefüllt habe, so Schmid weiter. Gleichzeitig brauche die Welt angesichts der anstehenden Probleme kluge Köpfe – und somit Absolventen der ETH.

Plädoyer für Elite

“Wir brauchen in unserem Land Eliten”, erklärte Schmid. Eine Elite zeichne sich aus durch die Fähigkeit, Ausserordentliches zu leisten, aber auch durch Demut und Bescheidenheit.

Erfolg, Ruhm und Reichtum seien nicht unanständig, wenn sie auf Leistung beruhten.

Willkommen in der Zukunft

Das Jubiläumsjahr der ETH Zürich steht unter dem Motto “Welcome Tomorrow”. Die ETH Zürich wolle mit ihrer technisch-naturwissenschaftlichen Kompetenz jene Wissens- und Wirkungsfelder erschliessen, welche die Zukunft nachhaltig prägen werden, so ETH-Präsident Olaf Kübler.

Deshalb setzt die Schulleitung auf vier Zukunftsfelder: Informations-Wissenschaften, Life Science oder Lebens-Wissenschaften, die Gestaltung des Lebens- und Kulturraums “Stadt und Landschaft” sowie Energie, natürliche Ressourcen und Nachhaltigkeit.

“Hervorragende Ausbildung”

Ein Studium an der ETH umfasse mehr als das Vermitteln von Wissen und Fachkompetenz, so Kübler weiter.

“Wer an der ETH seinen Master macht, besitzt das Rüstzeug, komplexe Probleme zu lösen und Führungsaufgaben verantwortungsbewusst zu übernehmen; sei dies in Wirtschaft oder Verwaltung, in internationalen Organisationen oder in der akademischen Welt.”

Hochgesteckte Ziele

Die ETH-Führung will sich angesichts des stolzen Jubiläums aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen. “Nicht nur der gewohnte kritische Blick zurück, sondern vor allem eine Zukunftsschau stehen im Vordergrund”, erklärt der ehemalige Professor Meinrad Eberle, Projektleiter des Jubiläums 150 Jahre ETH Zürich

Dass dieser Blick in die Zukunft mit hohen Ambitionen verbunden ist, ist man dem Ruf des Hauses schuldig: Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne wollen in naher Zukunft unter die zehn besten Universitäten weltweit vorstossen.

Dies hatte Alexander Zehnder, Präsident des ETH-Rats, des Führungsgremiums der Eidgenössischen Technischen Hochschulen in der Schweiz, Ende letzten Jahres angekündigt. Im momentanen Ranking ist die ETH auf Rang 28 angesiedelt.

Konzentration

Die ETH will aber nicht alle Disziplinen, Forschungs- und Dienstleistungsbereiche auf absolutem Spitzenniveau betreiben. Vielmehr will sie sich auf sechs Kompetenzzentren konzentrieren.

Diese sind Energie und nachhaltige Mobilität, Materialwissenschaften und Mikrotechnik, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Biomedical Imaging.

Eigener Richtung treu bleiben

Dem gängigen Trend, mehr auf Entwicklung zu setzen, will Zehnder mit dem ambitiösen Ziel nicht folgen: “Wir werden nicht von der Grundlagenforschung abkehren, denn sie ist unsere Basis”, hatte er erklärt.

Die Entwicklung werde dennoch nicht aus den Augen gelassen: “Die Kompetenzzentren werden zu Plattformen, wo sich Industrie, Wissenschaft und die zivile Gesellschaft näher kommen können.”

swissinfo und Agenturen

1855 wird die “Eidgenössische polytechnische Schule” im Zentrum von Zürich in den Räumen der Universität eröffnet.
Als einziges polytechnisches Institut in Europa verfügt sie über eine Abteilung für geisteswissenschaftliche Fächer.
1864 zieht das Polytechnikum in ein eigenes Gebäude um, ein repräsentativer Neorenaissance-Bau nach Plänen des Architekturprofessors Gottfried Semper.
1911 erhält das “Polytechnikum” den offiziellen Namen “Eidgenössische Technische Hochschule” (ETH).
1959 wird der Platz in der Innenstadt knapp. Auf dem Hönggerberg, 12 km nordwestlich des Zentrums, erwirbt die ETH Bauland für einen zweiten Standort.
Heute arbeiten, forschen und studieren rund 18’000 Menschen aus 80 Nationen an der ETH.
Sie hat bisher 21 Nobelpreisträger hervorgebracht.

Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ) feiert dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen.

Anlässe in Zürich und in der übrigen Schweiz sollen der Bevölkerung Gelegenheit geben, das Institut sowie seine Lehrkräfte und Studenten kennen zu lernen.

Als Teil dieses Programms besucht ein Lastwagen der Wissenschaft Mittelschulen im ganzen Land und präsentiert akademische Unterrichts- und Forschungs-Programme.

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