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CH/Aluminiumindustrie erleidet Absatzeinbruch im 2009 (AF)

(Meldung wurde ausgebaut)
Zürich (awp/sda) – Die Schweizer Aluminiumindustrie präsentiert sich als Abbild der gesamtwirtschaftlichen Lage: Nach schweren Umsatzeinbrüchen im 2009 rappelt sich die Branche, die fast nur aus KMU besteht und in erster Linie vom Export lebt, langsam wieder auf.
Von einem “dominoartigen” Absatzeinbruch sprach Markus Tavernier, Präsident des Aluminium-Verbandes Schweiz, am Montag vor den Medien in Zürich. So habe die wichtige Fahrzeug- und Motorenindustrie bis zu 50% weniger Erzeugnisse gekauft
In der von der globalen Rezession besonders geplagten Textilbranche habe das Minus 90% betragen und selbst der Wachstumsmarkt Flugzeugbau habe Einbussen von 20% beschert. Ein Sorgenkind sei auch die Elektrotechnikbranche gewesen.
Viele der Betriebe wurden im November und Dezember 2008 abrupt und eiskalt von der Krise erfasst. Weil die Branche 80% ihrer Erzeugnisse in Europa verkauft, davon wiederum einen grossen Teil in Deutschland, zeigte die Krise der europäischen Autobauer bei den Zulieferern überdeutliche Spuren. Bei Luxuskarossen, in denen mehr Aluminium verbaut wird als in kleineren Autos, wurde die Produktion heruntergefahren, oder sie stand zweitweise gar still.
Die Gesamtablieferungen inklusive Exporte der Walz- und Presswerke sind 2009 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 18,6% auf 135’500 Tonnen eingebrochen. Im Inland kamen mit 167’800 Tonnen 8,7% weniger Aluminium zum Einsatz. Beim Formguss musste die Branche Volumenrückgänge von im Schnitt einem Drittel hinnehmen.
“Es gibt aber auch gute Nachrichten”, so Verbandspräsident Tavernier. So hätten der Bau wie auch die Zug- und Bushersteller wohl dank Staatsgeldern die Krise gut weggesteckt. Auch die Verpackungsindustrie hätte sich als robust erwiesen.
Die Kurzarbeit half, Massenentlassungen zu vermeiden. Die Betriebe mussten ihren Mitarbeitern auch viel abverlangen: So gab es Lohnverzichte von bis zu 10%; Aufsehen erregt hatte diese Massnahme bei der Alu Menziken (neu: Montana Tech). Die Branche spricht von “Solidaritätsbeiträgen”, die Schlimmeres verhinderten.
Etwa 12’000 Menschen arbeiten hierzulande für die Alu-Industrie. Im Schnitt beschäftigen die Schweizer Betriebe 200 bis 300 Mitarbeiter. Sie werden häufig als Familienbetriebe geführt.
Ihr Trumpf sei die solide Finanzierung, wie Ruedi Wunderlin, Präsident der Innerschweizer BWB-Gruppe, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA sagte: “Während in Deutschland eine Eigenkapitalquote von 15 bis 20% als gut gilt, bewegen wir uns in der Schweiz zwischen 30 und 40%”, sagte er.
Wegen der Krise herrsche zwar ein Unbehagen gegenüber den Banken vor, die Refinanzerung der Betriebe sei aber kein Problem, berichten die Alu-Unternehmer. Die Frage sei jedoch, ob die Banken die Schraube anzögen, wenn sie die Jahresresultate der Betriebe sehen. Die Abschlüsse werden in diesen Wochen gemacht.
Hoffnungsschimmer zeigen sich nun wieder: Im ersten Quartal 2010 stiegen die Bestellungen bei den Presswerken gegenüber dem Vorjahr um 14%. Einige der Schweizer Werke sind bereits wieder voll ausgelastet und fahren Zusatzschichten. Dennoch ist der Verband noch vorsichtig und wertet die Entwicklung als fragil.
Gutes zu berichten wissen Vertreter der Alu-Branche aber über den Arbeitsmarkt. So werde es bereits wieder schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden: “Ich habe drei Ingenieursstellen zu besetzen, erhalten habe ich bisher eine Bewerbung”, so Jürgen Schwarz von Amcor Flexibles, einem der grossen Marktteilnehmer.
Der steigende Frankenkurs vis-à-vis dem Euro tue klar weh, heisst es aus dem Verband. Unbestritten sei aber auch, dass die hochspezialisierte Schweizer Alu-Industrie dank ihrer Qualitätserzeugnisse, der hohen Innovationskraft wie auch ihrer Zuverlässigkeit auf den Märkten gut verankert sei.
mk

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