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CH/Bundesratswahlen: Ausgang des Rennens nach den Hearings offen

Bern (awp/sda) – Die Ausgangslage vor den Bundesratswahlen bleibt auch nach den Hearings mit den Kandidatinnen und Kandidaten spannend. Die meisten Fraktionen haben sich noch nicht festgelegt – oder lassen sich nicht in die Karten blicken.
Deutliche Worte gab es allerdings von Seiten der SP. Die Kandidatin der Grünen, Brigit Wyss, fiel im Hearing offenbar durch: “Wir haben zwei sehr gute Präsentationen gesehen und eine weniger gute”, sagte SP-Fraktions-Vize Andy Tschümperlin vor den Medien. Auf Nachfrage präzisierte er, dass die schlechtere jene von Wyss war.
Die Ernsthaftigkeit ihrer Kandidatur sei nicht zu vergleichen mit jener der FDP-Kanidaturen. Karin Keller-Sutter und Johann Schneider-Ammann seien sehr gut vorbereitet gewesen, sagte Tschümperlin. Sie seien ehrlich und geradlinig aufgetreten.
Ob die SP-Fraktion Keller-Sutter oder Schneider-Ammann bevorzugt, wollte Tschümperlin nicht sagen. Über eine allfällige Wahlempfehlung will die SP erst nächste Woche entscheiden.
Der Ton zwischen den Grünen und der SP hat sich in den vergangenen Tagen verschärft. Die SP befürchtet, dass die Grünen im kommenden Jahr einen Bundesratssitz auf ihre Kosten erobern möchten. Derzeit bereiteten die Grünen das Terrain dafür, schreibt SP-Generalsekretär Thomas Christen auf der Homepage der Partei.
“Die aktuellen Aussagen und Drohungen der Grünen lassen nur diesen Schluss zu”, schreibt Christen. Er bezieht sich damit auf die Forderung der Grünen an die Adresse der SP, bei den anstehenden Bundesratswahlen die Kandidatin der Grünen zu unterstützen. Christen erinnert daran, dass die Grünen für eine Wahl auch die Unterstützung einer bürgerlichen Partei bräuchten.
Die Grünen beschlossen ihrerseits am Dienstag, keine Wahlempfehlung für den frei werdenden SP-Sitz abzugeben. Die Grünen würden jedoch eine der offiziellen SP-Kandidatinnen wählen, versicherte Parteipräsident Ueli Leuenberger. Sowohl Jacqueline Fehr als auch Simonetta Sommaruga seien “gute Kandidatinnen”. Nicht zur Diskussion stehe die Wahl des SVP-Sprengkandidaten.
Einen klaren Entscheid gab es am Dienstag einzig von der sechsköpfigen BDP-Fraktion. Sie will für den SP-Sitz Simonetta Sommaruga und für den FDP-Sitz Johann Schneider-Ammann wählen, wie Fraktionschefin Brigitta Gadient sagte.
Für Schneider-Ammann habe sich die BDP wegen dessen “grosser Führungserfahrung und Wirtschaftskompetenz” entschieden, für Sommaruga wegen deren Fähigkeit, “über Parteigrenzen hinweg Lösungen zu suchen und zu finden”.
Die FDP erklärte nach der Anhörung der beiden SP-Kandidatinnen, sie habe noch keine Präferenzen. Fest stehe, dass die FDP eine SP-Kandidatin unterstützen werde. Beide Kandidatinnen seien für die SP wählbar. Ob die FDP später eine Empfehlung aussprechen wird, liess Fraktionschefin Gabi Huber offen.
Die CVP hörte den Sprengkandidaten der SVP an und hielt anschliessend fest, sie halte diesen für wählbar. Wie viele CVP-Vertreter Rime unterstützen werden, wollte die Partei aber nicht bekannt geben. Die Kandidatinnen und Kandidaten der SP und der FDP will die CVP erst kommende Woche anhören.
Die Bundesratsanwärter selbst zeigten sich nach den Hearings zufrieden. “Ich habe ein echtes Interesse seitens der FDP gespürt”, sagte Sommaruga. Auch Fehr zog eine positive Bilanz. Sie sei weniger angespannt gewesen als bei der Anhörung vor der eigenen Fraktion, sagte sie.
Schneider-Amman punktete bei der SP nach eigenen Angaben mit seinem Bekenntnis zur Sozialpartnerschaft, Keller-Sutter trumpfte mit ihrer Zweisprachigkeit auf. Und Rime zeigte sich überzeugt, dass er in der CVP-Fraktion einige Stimmen holen werde.
cc

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