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CH/CS: Zinsniveau bleibt auch 2011 niedrig – Erhöhung hängt von Frankenstärke ab

Zürich (awp) – Die Credit Suisse (CS) rechnet frühestens im zweiten Halbjahr 2011 mit einer Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Dies sei aber stark abhängig von der globalen Wirtschaftsentwicklung und insbesondere von der Frankenstärke, sagten die Experten am Dienstag im Zuge des Zins- und Kreditausblicks in Zürich.
Sollte der Euro in den Bereich von 1,30/1,35 CHF zurückkehren, sei ein Zinsschritt gut möglich, so Nannette Hechler-Fayd’herbe, Leiterin Global Fixed Income & Credit Research. “Wäre der Euro aktuell auf unserem fairen Wert bei 1,40 CHF, dann hätte eine Zinserhöhung durch die SNB schon längst stattgefunden”, sagte die Expertin. Kurzfristig sei weiterer Druck auf den Euro aber nicht auszuschliessen, langfristig rechnet die CS aber mit einer Stabilisierung.
ZINSNIVEAU BLEIBT NIEDRIG – BIP-WACHSTUM SOLIDE
Auch wenn eine langsame Normalisierung erwartet wird, bleibt das Zinsniveau niedrig. “Wir gehen derzeit in unserem Hauptszenario davon aus, dass die SNB in zwei Schritten die Zinsen um insgesamt maximal 0,5 Prozentpunkte anheben wird”, so Hechler-Fayd’herbe. Von einem wirklich normalen Zinsniveau sei man dann aber immer noch weit entfernt.
Über die kommenden fünf Jahre hinweg dürfte sich – wenn es keine neue Krise gibt – die Normalisierung fortsetzen. Auch die US-Notenbank Fed sollte dann 2012 trotz eines Wahljahres in der Lage sein, die Zinsen anzuheben.
Das Wachstum der Wirtschaft wird 2011 solide bleiben, auch wenn es sich etwas abschwächen dürfte. Die CS sieht ein Plus von 1,2%. Die Schätzung sei aber vorsichtig und könne durchaus übertroffen werden. Für 2010 hob die Bank ihre Prognose von bislang 2,4% aufgrund des starken dritten Quartals auf nun 2,8% an.
EUROZONEN-KRISE WEITER THEMA
Ganz loslassen wird die Anleger die Krise in der Eurozone der CS zufolge weiterhin nicht. “Einem Horrorszenario, wie beispielsweise einem Ausfall von Spanien, räumen wir allerdings keine materielle Wahrscheinlichkeit ein”, schränkt die Fixed Income-Expertin ein.
Griechenland stelle allerdings eine anhaltende Gefahr dar. “Das Land ist nach unseren Berechnungen und Modellen überschuldet.” Hechler-Fayd’herbe sieht daher ein materielles Risiko einer Umschuldung des Landes. Dieses Szenario könne bis 2013 eintreten, positive Überraschungen seien aber auch immer möglich.
EMISSIONSTÄTIGKEIT DER UNTERNEHMEN GERINGER
Mit Blick auf den Unternehmensanleihenmarkt sieht der Leiter des Swiss Institutional Credit Research, Michael Gähler, eher eine abnehmende Emissionstätigkeit. “Durch den unterschiedlichen Refinanzierungsbedarf werden wir die hohen Volumina der vergangenen Jahre nicht sehen”, erwartet er. Im Durchschnitt gaben Unternehmen die letzten Jahre rund 15 Mrd CHF aus, in den vergangenen zwei Jahren waren es sogar rund 30 Mrd CHF.
Als Katalysator für die Emissionstätigkeit dürfte indes das tiefe Zinsumfeld dienen: Künftige Verbindlichkeiten würden zu aktuell niedrigen Zinskosten vorfinanziert. Hier spiele dann aber die Laufzeit eine Rolle. Sie sollte nicht zu hoch gewählt sein, damit die Nachfrage ausreichend sei. Anleger wollten sich mit Blick auf längerfristig steigende Zinsen nicht zu lange binden.
Stabilisieren dürften sich die Bonitäts-Ratings der Unternehmen, insbesondere stark zyklische Unternehmen die mit “BBB” bewertet seien hätten Aufholpotenzial. Auch mit Blick auf die Branchen seien der Industrie durchaus Chancen auf eine Spread-Einengung einzuräumen. Hingegen befänden sich Finanzinstitute derzeit in einem strukturellen Umbruch und Versorger stünden vor einem grossen Investitionszyklus. Das begrenze das Potenzial, die Spreads weiter zu verkleinern.
Die CS empfiehlt Anlegern, die in Anleihen investieren wollen, auf etwas riskantere “BBB”-Papiere zu setzen. Diese böten im Vergleich zu den Eidgenossen einen attraktiven Aufschlag. Bei den Branchen seien aus fundamentaler Sicht die Baustoffe interessant, mit Blick auf die Bewertungsvorteile setzt die Bank auf Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Personalmanagement und Flughafen Service. Untergewichten sollte man Anleihen von Pharma-, Detailhandels- und Elektrizitätsunternehmen.
dm/cf

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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