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CH/Gewerkschaften warnen vor Firmen-Schliessungen wegen Franken-Stärke

Bern/Tokio (awp/sda) – Die anhaltende Franken-Stärke macht den Gewerkschaften grosse Sorgen. Es drohten Firmen-Schliessungen und die Verlagerung von Produktionsteilen ins Ausland.
Ein Kurs von unter 1.30 Franken je Euro sei “dramatisch”, sagte der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB), Paul Rechsteiner, am Mittwoch vor den Medien in Bern. Hinzu komme, dass sich die Aufwertung des Frankens gegenüber dem Dollar beschleunigt habe.
Gewichtet nach Export-Anteilen habe sich der Franken seit Anfang 2009 um fast zehn Prozent aufgewertet. Je stärker der Franken wird, deste teurer werden Schweizer Produkte im Ausland. Auch die Tourismusbranche leidet, weil Reisen in die Schweiz immer teurer werden.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Politik müssten die “übertriebene Franken-Stärke” mit aller Kraft bekämpfen, forderte Rechsteiner. Sonst drohe “eine enorme Wirtschaftskrise, die einzig durch die massive Überbewertung des Frankens verursacht wird”.
KURSZIEL VERLANGT
SGB-Chefökonom Daniel Lampart forderte die Nationalbank auf, wieder direkt auf dem Devisenmarkt zu intervenieren. Die Währungshüter müssten ein Kursziel definieren und konsequent verteidigen. Alles andere lade Devisen-Spekulanten ein, die Interventionsbereitschaft zu testen, was den Aufwertungsdruck verstärke.
Lampart erachtet einen Kurs von 1.45 bis 1.50 Franken je Euro als fair. Die Nationalbank wollte die Forderung des Gewerkschaftsbunds auf Anfrage nicht kommentieren.
Die SNB nimmt am (morgigen) Donnerstag ihre quartalsweise geldpolitische Lagebeurteilung vor. Die meisten Ökonomen rechnen gemäss einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP damit, dass sie die Wirtschaft auch weiterhin mit billigem Geld versorgen wird. Eine Zinserhöhung, die nicht zuletzt den Druck auf den Franken verstärken würde, wird nicht erwartet.
JAPAN VERKAUFT YEN
Im Unterschied zur SNB, die ihre Interventionen auf dem Devisenmarkt anscheinend eingestellt hat, griff die Bank of Japan (BoJ) ein: Mit Yen-Verkäufen in Milliarden-Höhe setzte sie sich gegen den stetig steigenden Kurs der Landeswährung zur Wehr.
Finanzminister Yoshihiko Noda begründete die ersten Interventionen seines Landes am Devisenmarkt seit sechs Jahren mit den wirtschaftlichen Folgen des teuren Yen. Denn die japanische Export-Wirtschaft leidet seit langem darunter.
rt

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