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CH/Lehrstellen: Stellenwert der Berufslehre soll in der Romandie gestärkt werden

Bern (awp/sda) – Die Berufslehre hat in der Romandie und im Tessin einen geringeren Stellenwert als in der Deutschschweiz. Gleichzeitig ist die Jugendarbeitslosigkeit in der Romandie und im Tessin deutlich höher. Westschweizer Kantone wollen daher die Lehre fördern.
Dank dem dualen Bildungssystem mit Berufslehre habe die Schweiz während der Wirtschaftskrise die tiefste Jugendarbeitslosigkeit der Welt ausgewiesen, sagte Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes (sgv), am Montag bei der Präsentation des jüngsten Lehrstellenbarometers in Bern.
Doch innerhalb der Schweiz ist der Unterschied zwischen Deutsch- und Westschweiz gross: In der Romandie blieben im Vergleich zur Deutschschweiz mehr Jugendliche ohne Arbeit. Traditionell schlagen mehr junge Leute in der Westschweiz den akademischen Weg ein.
Noch im vergangenen April waren in der Westschweiz und im Tessin laut den offiziellen Arbeitslosenzahlen 4,1% der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos. In der Deutschschweiz waren es 2,2%.
Die Westschweiz macht sich nun aber daran, dies zu ändern. Neuenburg setzt sich etwa zum Ziel, dass im Kanton jährlich 50 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden, wie Regierungsrat Philippe Gnaegi ausführte. “Der Stellenwert der Lehre soll gestärkt werden.” Der Kanton selbst führt eine Quote für seine Verwaltung ein: 4% der Stellen sollen Lehrstellen sein.
Während gesamtschweizerisch 73% der Jugendlichen nach der obligatorischen Schulzeit eine berufliche Grundbildung absolvieren, sind es in Neuenburg nur 58%. Von diesen machen wiederum nur 57% eine duale Berufslehre.
Ein grosser Teil der restlichen besucht eine Vollzeitschule, die es etwa für Ausbildungen für die Uhrenindustrie, in der Mechanik oder Informatik gibt. Die Anforderungen für die Zulassung an diese Schulen sollen nun angehoben werden, denn rund 30% der Schüler scheitern im ersten Jahr – und beginnen dann eine Lehre.
Grund für den tiefen Anteil an Berufslehren ist nicht zuletzt auch das magere Angebot: Nur gut 19% der Betriebe bieten Lehrstellen an.
dl

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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