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CH/OECD: Wirtschaft profitiert von Zuwanderung – Langfristige Migrationspolitik

Brüssel/Paris (awp/sda) – Im Zuge der Weltwirtschaftskrise sind deutlich weniger Menschen in OECD-Länder eingewandert als in den Vorjahren. Wie die Organisation in ihrem Migrationsbericht festhält, nahm die Zuwanderung 2008 um rund 6% auf 4,4 Mio Personen ab.
In den fünf Jahren zuvor war die Zahl jährlich noch um durchschnittlich elf Prozent gestiegen. “Es ist wichtig zu verstehen, dass Migranten besonders in wirtschaftlich guten Zeiten einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten”, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría am Montag bei der Vorstellung des Berichts in Brüssel.
“Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme werden die langfristigen demografischen Trends nicht verändern”, erklärte der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) weiter. Es sei daher wichtig, dass Migrationspolitik eine langfristige Perspektive beibehalte.
Vollständige Daten aus dem vergangenen Jahr standen der OECD für ihre Studie noch nicht zur Verfügung. Aktuelle Daten legten aber nahe, dass die Zuwanderung in OECD-Länder auch im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen sei, heisst es in dem Bericht.
Arbeitsmigration und Familiennachzug sind die wichtigsten Gründe für eine Einwanderung in ein OECD-Land. In Portugal, Spanien, in Grossbritannien und in Italien reisten 20 bis 30% der dauerhaften Zuwanderer zu Arbeitszwecken ein. In anderen Ländern, beispielsweise in den USA, in Frankreich oder Schweden, ist weiterhin der Nachzug von Familienangehörigen vorherrschend.
In europäischen OECD-Ländern fielen 44% der Migration unter ein Freizügigkeitsabkommen. In der Schweiz, aber auch in Norwegen, Österreich und Dänemark fiel unter diese Art von Migration 2008 weit über die Hälfte aller Wanderungsbewegungen.
In den Jahren vor der Weltwirtschaftskrise hat internationale Migration in vielen OECD-Ländern erheblich dazu beigetragen, die Nachfrage nach Arbeitskräften zu stillen. Im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern war diese Zuwanderung in der Schweiz besonders hoch: Vor der Wirtschaftskrise machten Migranten hierzulande rund die Hälfte des neuen Arbeitskräftepotentials aus.
Im OECD-Mittel waren es nur etwa 30%. Nur in Irland und Spanien hatte die Zuwanderung eine ähnlich hohe Bedeutung wie in der Schweiz.
Vor allem in Spanien, Irland, Portugal und Österreich stieg die Arbeitslosigkeit unter Migranten zuletzt deutlich stärker an als unter den einheimischen Arbeitnehmern. Betroffen seien vor allem Männer, die auf dem Bau, im Hotelgewerbe oder in der Gastronomie arbeiteten. Hingegen haben es Einwanderer in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt derzeit leichter als in anderen Ländern, wie die OECD schreibt.
rt

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