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CH/Schweizer Exportindustrie stark von Luftfracht abhängig (Studie)

Zürich (awp/sda) – In den Fabriken standen Maschinen still, weil Komponenten für die Produktion fehlten, und in den Läden gingen die grünen Spargeln und der frische Fisch aus: Das Flugverbot über Europa hat letzte Woche aufgezeigt, wie abhängig die Wirtschaft von der Luftfracht ist.
Die Vulkanasche hat damit die Ergebnisse einer Studie zur Bedeutung der Luftfracht für die Schweizer Volkswirtschaft vorweggenommen. Diese sei vor allem für exportorientierte Unternehmen immens, führte Professor Wolfgang Stölzle von der Universität St. Gallen am Dienstag vor den Medien aus.
Der Anteil der Luftfracht am Wert der exportierten Güter beläuft sich laut der Studie auf einen Drittel, obwohl sie nach Gewicht nicht einmal 1% ausmachen. Dies zeigt auch, dass vor allem wertvolle und sensible Güter wie Elektronikkomponenten, gewisse pharmazeutische Produkte sowie dringend benötigte Ersatzteile durch die Luft transportiert werden.
70% der vom St. Galler Lehrstuhl für Logistikmanagement befragten Unternehmen bezeichnen die Abwicklung von Luftfracht über Schweizer Flughäfen denn auch als eine Grundvoraussetzung für ihr Geschäft. Fast zwei Drittel der Unternehmen rechnen zudem, dass sie bis 2030 sogar noch bedeutend mehr Transporte über die Luft abwickeln werden.
Eine Bedeutung hat die Luftfracht aber auch für den Tourismus und auf direkte Flugverbindungen angewiesene Dienstleistungsunternehmen: Ohne Fracht würde nämlich auch die Zahl der Passagierflüge sinken, weil laut der Studie 90% der Lang- und Mittelstreckenflüge aus der Schweiz nur dank der Container im Rumpf rentabel geführt werden können.
In Auftrag gegeben wurde die Studie von diversen Schweizer Logistik- und Luftfrachtunternehmen. Dank ihr soll die Bedeutung der Luftfracht für die Schweiz von der Öffentlichkeit und der Politik besser wahrgenommen werden. Konkrete politische Forderung stellt die Branche indes nicht.
Noch sei die Schweiz bezüglich Luftfrachtinfrastruktur gut positioniert, führte Studienautor Joerg Hofstetter aus. Wenn diese Positionierung allerdings verloren ginge, dann könnte dies bis zu 200’000 Arbeitsplätze in der Schweiz gefährden. So viele Arbeitsplätze gerieten laut der Studie nämlich unter Druck, in andere Länder verlagert zu werden, wenn die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Luftfracht nicht mehr gewährleistet wäre.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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