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Commerzbank will 2010 zurück in die schwarze Zahlen (Zus)

FRANKFURT (awp international) – Die staatlich gestützte Commerzbank will nach zwei Verlustjahren schon 2010 wieder schwarze Zahlen schreiben – und damit ein Jahr früher als bisher angekündigt. “Stand heute werden wir 2010 mit Gewinn abschliessen und so mit Rückenwind in das Jahr 2011 starten”, sagte Commerzbank-Finanzvorstand Eric Strutz am Donnerstag in Frankfurt. Er unterstrich aber, dass die Jahresprognose nur unter der Bedingung gilt, dass es im zweiten Halbjahr nicht zu Verwerfungen an den Finanzmärkten und in der Konjunktur kommt.
Vor allem dank eines starken Firmenkundengeschäfts und der verbesserten Konjunktur verdiente das Haus im zweiten Quartal wie schon zum Jahresauftakt mehr Geld. Insgesamt erzielte sie im ersten Halbjahr einen Konzernüberschuss von 1,06 Milliarden Euro nach einem Verlust von 1,6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.
AKTIE DREHT INS MINUS
2008 und 2009 hatte Deutschlands zweitgrösste Bank wegen der Übernahme der Dresdner Bank und der Finanzkrise jeweils mehrere Milliarden Euro Verlust gemacht. Der Bund hatte der Bank über den Rettungsfonds Soffin 18,2 Milliarden Euro gegeben – auch um die Dresdner-Übernahme abzusichern.
Die Aktie drehte nach anfänglichen Gewinnen ins Minus. Analysten lobten die Zahlen. Die Diskussion werde sich aber schnell wieder um zwei Kernpunkte bewegen, hiess es bei der UBS: Die Kapitalausstattung und die Fähigkeit weitere Gewinne zu generieren. WestLB-Analyst Neil Smith betonte, die Unsicherheit über die Rückzahlung der Soffin-Gelder und den von der EU verordneten Verkauf der Eurohypo blieben.
KEINE NEUIGKEITEN ZU SOFFIN-GELD
Ob das Geld wegen der nun schon 2010 erwarteten Gewinne früher als bisher geplant zurückbezahlt wird, wollte Strutz am Donnerstag nicht sagen: “Wir bleiben bei unserer Sprachregelung, spätestens 2012 mit der Rückzahlung der Soffin-Einlagen zu beginnen.” Zum Stand des Verkaufs der Eurohypo, den die EU zur Auflage für die Staatshilfe gemacht hatte, hielt sich Strutz bedeckt. Bis 2014 muss sich die Commerzbank von dem Staats- und Immobilienfinanzierer trennen. Vorher soll die Eurohypo aber von Grund auf saniert werden.
Strutz betonte, es sei noch zu früh, die Krise abzuhaken. “Es kommen noch schwierige Bergstrecken, und wir sind nach wie vor ein gutes Stück von der Normalität entfernt”, sagte Strutz. Deshalb werde die Bank weiter Risiken reduzieren und dabei auch Verlustgeschäfte hinnehmen: “Das kostet Ergebnis, aber Stabilität ist für uns wichtiger als kurzfristige Ertragsmaximierung.” Der verhaltene Ausblick belastete den Kurs der Commerzbank-Aktie zum Mittag.
Im ersten Halbjahr 2010 erzielte die Commerzbank ein Plus von mehr als einer Milliarde Euro. Im zweiten Quartal stand unterm Strich ein Gewinn von 352 Millionen Euro. Von dpa-AFX befragte Experten hatten mit lediglich 144 Millionen Euro gerechnet. Zu Jahresbeginn hatte das Plus 708 Millionen Euro betragen. Im zweiten Vierteljahr 2009 hatte das Institut allerdings noch einen Verlust von 761 Millionen Euro eingefahren. Die Kernkapitalquote (Tier 1) lag Ende Juni bei 10,8 Prozent.
ZINSÜBERSCHUSS UND RISIKOVORSORGE
Die Commerzbank profitierte von der Erholung an den Märkten und deutlich geringeren Belastungen aus faulen Krediten. Die Risikovorsorge sank gegenüber dem zweiten Quartal 2009 deutlich von 993 Millionen Euro auf 639 Millionen Euro. Verglichen mit dem Jahresauftakt forderten aber gleichzeitig die Schuldenkrise im Euroraum und die damit verbundenen Verwerfungen an den Finanzmärkten wie schon bei anderen Grossbanken ihren Tribut.
Der Zinsüberschuss bewegte sich im zweiten Quartal mit 1,86 Milliarden Euro auf dem Niveau des starken ersten Quartals. Der Provisionsüberschuss ging hingegen gegenüber Vorjahr und Vorquartal zurück. Das Handelsergebnis verfünffachte sich mit 337 Millionen Euro fast, den starken Wert des ersten Quartals (850 Mio Euro) konnte die Commerzbank aber nicht wiederholen.
KERNGESCHÄFT PROFITABEL
Im Kerngeschäft entwickelte sich das Privatkundengeschäft schwach, Haupttreiber war die Mittelstandsbank, die ihren operativen Gewinn verdreifachte. Das Osteuropageschäft warf wie schon im ersten Quartal einen schmalen Gewinn ab. Die Investmentbank steigerte das operative Ergebnis gegenüber dem Vorjahr deutlich.
Verluste lieferte hingegen der nicht mehr zum Kerngeschäft gehörende Bereich Asset Based Finance (ABF). Ein Minus im Ergebnis aus Finanzanlagen und Belastungen in der gewerblichen Immobilienfinanzierung sorgten für das Minus. Die Bestände von Staatsanleihen in den von der Eurokrise betroffenen so genannten PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien) hätten sich etwas reduziert. Der Bereich PRU (Portfolio Restrucuring Unit), wo die Bank ihre toxischen Papiere gebündelt hat, warf hingegen einen Gewinn ab. Das soll auch auf das Gesamtjahr so sein. Der Abbau der Problembestände habe sich aber wegen der schwierigen Marktbedingungen etwas verlangsamt./ang/hqs/zb

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