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Continental bereinigt im dritten Quartal die Bilanz (AF)

HANNOVER (awp international) – Der Automobilzulieferer Continental hat im dritten Quartal seine Bilanz bereinigt und macht sich damit fit für die geplante Kapitalerhöhung im nächsten Jahr. Im dritten Quartal ergab sich unterm Strich ein Milliardenminus, weil die Hannoveraner Unternehmenswerte aus der Übernahme der ehemaligen Siemens-Sparte VDO abschrieben. Auf operativer Ebene wurden aber trotz der weiterhin geringeren Automobilproduktion deutliche Fortschritte erzielt. Für das vierte Quartal stellte der neue Conti-Chef Elmar Degenhart weitere Verbesserungen bei den Erlösen und dem operativen Ergebnis in Aussicht. Dabei könnte es aber wegen Aufwendungen für die geplanten Werksschliessungen gegenüber dem Vorjahr zu “erheblichen Abweichungen” kommen.
Conti steigerte im Zeitraum von Juli bis September Sonderposten ausgenommen das operative Ergebnis (EBIT) gegenüber dem Vorjahr von 319 Millionen auf 413 Millionen Euro und schnitt damit auch besser ab als von den Analysten erwartet. Die Talfahrt beim Umsatz konnte im Vergleich zum ersten Halbjahr gebremst werden. Die Erlöse sanken um gut neun Prozent auf 5,337 Milliarden Euro. Wegen der Abschreibungen von insgesamt 876 Millionen Euro in der Automotive-Sparte fiel ein Fehlbetrag von über einer Milliarde Euro an. Im vergangenen Jahr hatte der Hersteller von Fahrzeugelektronik, Innenausstattungen, Schläuchen und Reifen noch ein kleines Plus von 2,4 Millionen Euro erzielt. Nach neun Monaten im laufenden Jahr lief ein Verlust von fast 1,5 Milliarden Euro auf.
BÖRSE BEJUBELT OPERATIVES ERGEBNIS
An der Börse wurden die Zahlen sehr positiv aufgenommen und die Aktie gehörte zu den gefragtesten Titeln im MDax . Ein Analyst resümierte: “Es gibt zwar hohe Sonderabschreibungen bei Continental, aber das ist weniger entscheidend.” Wichtig sei, dass Conti sehr gute operativen Zahlen geliefert habe. Auch Analyst Tim Schuldt von der Investmentbank Equinet hob die guten operativen Zahlen hervor: “Es ist eine bemerkenswerte Leistung, dass es Conti gelungen ist, trotz eines rückläufigen Umsatzes im Jahresvergleich, das operative Ergebnis zu steigern. Das zeigt, dass auf der Kostenseite einiges gemacht wurde.” Im früheren Nachmittagshandel notierte das Papier mit 4,49 Prozent im Plus bei 36,53 Euro.
Die Verschuldung des mehrheitlich im Besitz des fränkischen Familienunternehmens Schaeffler befindlichen Unternehmens ging im dritten Quartal weiter auf rund 9,5 Milliarden Euro zurück. Der Konzern zeigte sich überzeugt, auch im vierten Quartal die von den Banken geforderten Auflagen für die Kredite einhalten zu können. Im ersten Quartal 2010 will sich Conti frisches Geld am Aktienmarkt besorgen und plant eine Kapitalerhöhung von einer bis 1,5 Milliarden Euro. Bis Ende März nächsten Jahres soll auch eine Lösung für die im August 2010 fällige Kredittranche über 3,5 Milliarden Euro gefunden werden.
KAPITALERHÖHUNG KOMMT ANFANG 2010
Der Conti-Aufsichtsrat hatte den Vorstand schon Ende Juli mit der Vorbereitung der Kapitalerhöhung beauftragt. Inzwischen wurde aber die komplette Führungsriege bei Conti neu besetzt. Zudem wehrte sich dem Vernehmen nach der Grossaktionär Schaeffler aus Furcht vor der Verwässerung seiner Beteiligung gegen die Aufstockung des Kapitals. Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien und hat weitere 40 Prozent bei Banken geparkt. Bei der Übernahme des weitaus grösseren Hannoveraner Zulieferers hatte sich das fränkische Familienunternehmen verhoben und kämpft seinerseits mit einem Schuldenberg von rund zehn Milliarden Euro.
Auf die Branchenkrise hatte Conti mit einem strengen Sparkurs inklusive Werksschliessungen und Entlassungen reagiert. Seit Jahresbeginn sank die Zahl der Mitarbeiter um 4.939 Personen auf 134.216 Beschäftigte weltweit./dct/she/zb

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