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Deutsche Bank baut Privatkunden-Geschäft nur langsam aus

DÜSSELDORF (awp international) – Die Deutsche Bank kommt mit dem Ausbau ihres Privatkunden-Geschäfts nur langsam voran. “Die Krise hat uns etwas gebremst. Vor allem in Deutschland und Italien”, sagte Privatkunden-Chef Rainer Neske dem “Handelsblatt” (Dienstag). “Das Programm wird sich über 2012 hinaus erstrecken.” Ursprünglich hatte das Frankfurter Geldhaus geplant, bis zum Jahr 2012 rund 400 neue Filialen in Europa zu schaffen, 150 davon alleine in Deutschland.
Insgesamt sollten dabei 2.500 neue Stellen nah am Kunden eingerichtet werden. Gleichzeitig sollten 1.100 Stellen in der Verwaltung wegfallen. “Die Logik dahinter gilt weiter”, sagte Neske. “Dass wir es ein halbes Jahr oder anderthalb Jahre später abgeschlossen haben werden, ist für mich letztlich nicht das entscheidende Thema.”
Mit der breiteren Aufstellung will die Deutsche Bank hierzulande vor allem den Sparkassen sowie den Volks- und Raiffeisenbanken Kunden abjagen. “Wir wollen wachsen”, sagte Neske. Flankiert werden die Bemühungen im eigenen Haus durch Zukäufe. “Wir werden sowohl in der Tiefe wie in der Breite in unserem Heimatmarkt mit den Marken Deutsche Bank, und zukünftig Postbank und Sal. Oppenheim einzigartig aufgestellt sein.”
Konzernchef Josef Ackermann will die Deutsche Bank mit den Zukäufen krisenfester machen: Auf der einen Seite soll das stabile aber ertragsschwache Privatkunden-Geschäft stehen, auf der anderen Seite das risikoreiche aber hochprofitable Investmentbanking. So will Ackermann endgültig den alten Ruf ablegen, die Deutsche Bank sei ein “Spielkasino mit angeschlossenem Bankbetrieb”.
Bei der Postbank war die Deutsche Bank im vergangenen Jahr eingestiegen, um in der Fläche präsenter zu sein. Spätestens in drei Jahren werden die Frankfurter die Mehrheit an der ehemaligen Post-Tochter übernehmen, vielleicht auch früher. “Die Zeitfrage ist nicht so wichtig”, sagte Neske. Mit dem jüngsten Zukauf der traditionsreichen Privatbank Sal. Oppenheim zielt die Deutsche Bank auf die vermögende Kundschaft.
Weitere Marken würde damit durchs Raster fallen. “Die Berliner Bank bleibt als regionale Marke für den Berliner Markt erhalten”, versprach Neske. Bei der Norisbank wich er aus: “Was die Marke anbelangt, wird man die Positionierung im Markt zu gegebener Zeit diskutieren.” Die Deutsche Bank hatte die Norisbank vor zwei Jahren von den Genossenschaftsbanken übernommen, um das Billigsegment abzudecken. Diese Rolle übernimmt nun aber die Postbank.
das/wiz

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