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Deutsche Börse bekommt weiter Zurückhaltung der Anleger zu spüren (AF)

FRANKFURT (awp international) – Die Deutsche Börse hat im dritten Quartal erneut die Zurückhaltung der Anleger an den Märkten zu spüren bekommen. Zugleich zeigten auch neue Preismodelle, die unter anderem im Zuge des Wettbewerbsdrucks eingeführt wurden, negative Umsatz- und Ergebnisauswirkungen. Beim Umsatz, dem operativem Ergebnis und dem Überschuss blieb die Börse deutlich hinter den Rekordniveaus des entsprechenden Vorjahresquartals zurück und verfehlte auch die Erwartungen der meisten von der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX befragten 20 Analysten leicht.
Aufgrund der Wirtschaftslage machte die Börse weiterhin keine zuverlässigen Prognosen zu künftigen Ertragslage. Allerdings bestätigte der Marktbetreiber am Donnerstagabend in Frankfurt bei Vorlage des Geschäftsberichts die Kostenprognose für 2009. Sie solle weiterhin auf Höhe des Vorjahres bei 1,280 Milliarden Euro liegen. Darüber hinaus sei es das Ziel, dieses Kostenniveau auch im kommenden Jahr, trotz verstärkter Aufwendungen für organische Wachstumsinitiativen, nicht zu überschreiten.
ZIEL FÜR ZINSDECKUNGSGRAD 2009 NICHT HALTBAR
Das wichtige Ziel des Konzerns, einen Zinsdeckungsgrad in Höhe von mindestens dem 16 auf Gruppenebene zu erreichen, werde in diesem Jahr dagegen leicht unterschritten werden, hiess es weiter. Ein Zinsdeckungsgrad von mindestens 16 bedeutet, dass das Unternehmen mindestens ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) in Höhe des 16-Fachen des Zinsaufwandes für Finanzverbindlichkeiten erwirtschaften muss. Wichtig ist dies vor allem deshalb, um das sehr gute “AA”-Kreditrating für die auch als Bank fungierende Luxemburger Tochter Clearstream aufrechterhalten zu können.
Händler Andreas Lipkow von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade meinte: In den vergangenen Tagen hätten bereits Gerüchte über eine mögliche Gewinnwarnung ausgereicht, um die Aktien innerhalb kurzer Zeit von über 62 Euro auf das jetzige Kursniveau von 55 Euro zu drücken. Nun zeige sich, dass sich der Spruch “Wo Rauch ist, ist auch Feuer” im Fall der Deutschen Börse bewahrheitet habe. Allerdings zähle das dritte Quartal traditionell zu den schwächeren und die Börse habe es dieses Mal besonders schwer gehabt, nachdem das Vorjahresquartal aufgrund extrem hoher Ordervolumen ein absolutes Rekordquartal gewesen sei.
EBITA-RÜCKGANG UM 37 PROZENT
Der Umsatz der Deutschen Börse sank im abgelaufenen Quartal um 19 Prozent auf 500,9 Millionen Euro und enttäuschte die um rund zehn Millionen Euro höhere Markterwartung. Vor allem Preisänderungen beim Handel mit US-Optionen sowie bei der Abwicklung von inländischen Wertpapieren und auch der schwächere US-Dollar zählten laut der Deutschen Börse zu den Gründen, warum der erzielte Umsatz auch unter den rund 516 Millionen des zweiten Quartals gelegen habe.
Das EBITA fiel um noch kräftigere 37 Prozent auf 243,7 Millionen Euro und der Überschuss um 38 Prozent auf 158,3 Millionen Euro und lag leicht unter den Schätzungen. Die Kosten waren dagegen mit 306,7 Millionen nach 311,2 Millionen im Vorjahr leicht rückläufig./ck/she

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