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EADS-Schicksal hängt immer mehr an Airbus (Zus)

MÜNCHEN (awp international) – Alles hängt von Airbus ab: Das Abschneiden der wichtigsten Tochter entscheidet immer stärker über den Erfolg des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS . Während der Flugzeugbauer einen Milliardenauftrag nach dem anderen hereinholt, brachen die Neuaufträge im EADS-Rüstungsgeschäft im vergangenen Jahr um die Hälfte ein. Doch unterm Strich kehrte der Konzern 2010 deutlich in die Gewinnzone zurück.
EADS verbuchte im vergangenen Jahr einen Überschuss von 553 Millionen Euro – nachdem die Probleme beim Militärtransporter A400M dem deutsch-französischen Unternehmen ein Jahr zuvor tiefrote Zahlen eingebrockt hatten. Den Verlust von 763 Millionen Euro von 2009 konnte EADS allerdings nicht wettmachen. Die Serienfertigung des A400M soll 2012 mit vier Flugzeugen beginnen, wie Airbus am Mittwoch bekanntgab.
GROSSAUFTRÄGE HEBEN DIE STIMMUNG
Auch zwei Grossaufträge für Airbus hoben die Stimmung: Die Flugzeug-Leasingfirma ILFC bestellte am Dienstagabend 100 Exemplare des Airbus A320neo, der ab 2016 verfügbaren spritsparenden Variante des Kassenschlagers A320. Von dem Auftrag profitiert auch der Münchner Triebwerkshersteller MTU. Er baut gemeinsam mit Pratt & Wittney die Antriebe und verspricht sich von der ILFC-Bestellung einen Umsatz von 200 Millionen Euro. Die Fluggesellschaft Cathay Pacific orderte ausserdem 15 Langstreckenflugzeuge des Typs Airbus A330.
Laut Preisliste haben die Aufträge einen Gesamtwert von rund zwölf Milliarden Dollar (8,6 Mrd Euro), allerdings sind hohe Rabatte üblich. Zudem zog ILFC im gleichen Atemzug einen Auftrag über zehn doppelstöckige A380 im Wert von 3,75 Milliarden Dollar zurück. Es ist das erste Mal, dass ein Kunde den Superflieger abbestellt.
AKTIE GESUCHT – EADS ZAHLT WIEDER DIVIDENDE
Die EADS-Aktie sprang nach den Nachrichten um mehr als vier Prozent in die Höhe. Zuletzt lag sie in Paris mit 1,11 Prozent im Plus bei 20,06 Euro. Dank der schwarzen Zahlen dürfen sich die EADS-Anteilseigner auch wieder über eine Dividende freuen. Je Aktie sollen sie 22 Cent erhalten, nachdem sie 2009 leer ausgegangen waren.
Das Militärgeschäft trug zwar im vergangenen Jahr noch einen Grossteil zum Gewinn bei. Wenn EADS jedoch nicht gegensteuert, wird sich das voraussichtlich schnell ändern: Denn vor allem das brummende Geschäft mit Verkehrsflugzeugen bescherte dem Konzern 2010 einen Rekordumsatz von 45,8 Milliarden Euro – ein Plus von sieben Prozent. Ausser in der Verkehrsflugzeugsparte, deren Auftragseingang sich fast verdreifachte, brachen die Neuaufträge jedoch in allen Segmenten kräftig ein. Bei der Rüstungssparte Cassidian gingen sie um 46 Prozent zurück.
WACHSENDE NACHFRAGE ERWARTET
Auch für 2011 rechnet die EADS-Führung um Konzernchef Louis Gallois vor allem bei Airbus mit einer weiter wachsenden Nachfrage. Die Zahl der ausgelieferten Flugzeuge soll auf 520 bis 530 Maschinen steigen. Im vergangenen Jahr hatte Airbus 510 Flieger ausgeliefert. Die Zahl der Bestellungen soll noch höher ausfallen, der Konzernumsatz weiter zulegen. Der Sparkurs vieler Staaten beim Verteidigungsetat macht EADS jedoch Sorgen.
“Wir müssen Wachstum in Bereichen kreieren, die nichts mit der zivilen Luftfahrt zu tun haben”, bekräftigte Gallois. “Eine Übernahme könnte uns dabei helfen.” Verstärken will sich EADS in den Sparten Wartung, Verteidigungselektronik und Raumfahrt. Noch in diesem Jahr sei ein Zukauf in Amerika geplant. “Wir haben bereits Kontakte”, sagte Finanzchef Hans Peter Ring. Eine bis zwei Milliarden Euro wolle EADS ausgeben./fin/stw/she

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