Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

ECONOMICS/DE: ZEW-Index gibt zweiten Monat in Folge nach (AF)

MANNHEIM (awp international) – Die Konjunkturzuversicht deutscher Finanzexperten hat sich im April den zweiten Monat in Folge eingetrübt. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sanken um 6,5 Punkte auf 7,6 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte. Damit fiel der Rückgang stärker aus als erwartet. Von dpa-AFX befragte Volkswirte hatten mit einer Eintrübung auf lediglich 10,7 Punkte gerechnet. Bankvolkswirte sehen in der Stimmungseintrübung aber kein Warnsignal für die auf Hochtouren laufende deutsche Wirtschaft.
Hierfür spricht auch die Bewertung der aktuellen Lage, die im April abermals zulegte. Der Indikator stieg den Angaben zufolge um 1,7 Punkte auf 87,1 Zähler, während am Markt mit einer Stagnation gerechnet wurde. Auch das ZEW argumentiert, dass der Spielraum für eine weitere Verbesserung der Erwartungshaltung angesichts der sehr guten Lagebeurteilung gering sei. Gleichwohl liegen die Konjunkturerwartungen derzeit deutlich unter ihrem historischen Mittelwert von 26,6 Punkten.
Das ZEW verweist unterdessen auf konjunkturelle Risiken seitens der Weltwirtschaft, insbesondere wegen der Katastrophe in Japan und der Unruhen in der arabischen Welt. Ähnlich argumentieren zahlreiche Ökonomen: Die meisten Bankvolkswirte führten die Eintrübung der Konjunkturerwartungen auf die zuletzt erhöhte Unsicherheit zurück. Zudem wurde die jüngste Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) als Belastungsgrund genannt. Die Aussichten für die deutsche Konjunktur werden jedoch zumeist als sehr gut gewertet.
ZEW-Präsident Wolfgang Franz warnte unterdessen vor Inflationsgefahren: “Trotz der erfreulichen Konjunkturentwicklung ergeben sich Risiken derzeit vor allem aus den steigenden Rohstoffpreisen, die möglicherweise in Zweitrundeneffekte münden”. Dies könnte einen restriktiveren Kurses der Europäischen Zentralbank (EZB) nach sich ziehen. Auch EZB-Chef Jean-Claude Trichet warnt seit Wochen vor Zweitrundeneffekten wie zu hohen Lohnabschlüssen oder Preiserhöhungen infolge der erhöhten Inflation.
Im Euroraum verschlechterten sich indes sowohl die Konjunkturerwartungen als auch die Lagebewertung. So sank der Indikator für die konjunkturelle Entwicklung deutlich um 11,3 Punkte auf 19,7 Zähler. Der Lageparameter gab leicht um 0,8 Punkte auf 5,6 Punkte nach./bgf/jkr

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft