Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

ECONOMICS/DEKräftiger Auftragsanstieg überrascht Experten (AF)

FRANKFURT/BERLIN (awp international) – Der kräftige Anstieg der Aufträge für die deutsche Industrie hat die Experten überrascht. Im November war das Ordervolumen im Vergleich zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 5,2 Prozent geklettert, wie das Wirtschaftsministerium am Donnerstag in Berlin laut vorläufigen Berechnungen mitteilte. Von dpa-AFX befragte Experten hatten im Durchschnitt nur mit einem leichten Anstieg um 0,7 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Industrie ein Auftragsplus von 1,6 Prozent verzeichnet. Im Jahresvergleich ergibt sich für November ein bereinigtes Auftragsplus von 20,6 Prozent.
“In der Industrie halten die goldenen Zeiten damit noch an”, hiess es in einer Analyse der Postbank. Auch die jüngsten starken Stimmungsdaten – der Ifo-Geschäftsklimaindex ist auf Rekordhoch – seien ein Ausdruck hiervon. Für die hauseigene BIP-Prognose von zwei Prozent 2011 bestünden inzwischen Aufwärtsrisiken. Allerdings bestehe eine grössere Unsicherheit darüber, wie stark das strenge Winterwetter das Wachstum um den Jahreswechsel beeinträchtigt habe.
AUSLAND TREIBT AN
Wie auch die Postbank verwies die NordLB darauf, dass die gute Entwicklung bei den Auftragseingängen vor allem auf Orders aus dem Ausland zurückzuführen ist. Zu verdanken sei die Entwicklung vorrangig den Handelspartnern ausserhalb der Eurozone, hiess es in einer Studie. Damit stünden die Chancen ganz gut, dass die heimische Wirtschaft das vergangene Jahr sehr ordentlich zu Ende gebracht habe.
Die Commerzbank rechnet damit, dass die deutsche Industrie gegen Jahresende wieder Fahrt aufgenommen hat. Auch wenn der kräftige Auftragsschub im November teilweise auf eine grosse Zahl von Grossaufträgen zurückzuführen sei, scheine auch der zugrundeliegende Trend wieder stärker nach oben zu zeigen, hiess es in einer Analyse. Die Industrie werde auch 2011 deutlich expandieren und damit eine der Hauptstützen für das erwartete starke Wirtschaftswachstum von drei Prozent sein.
Die Inlandsnachfrage dürfte in Deutschland HSBC Trinkaus zufolge zunehmend zu einem stützenden Faktor der Wirtschaftsentwicklung werden. Bei den Auftragseingängen winke das siebte Quartalsplus in Folge, was auch die Produktionstätigkeit hochhalten dürfte. Die guten Umfragewerte aus den Unternehmen liessen zudem auf eine Fortsetzung des Aufschwungs 2011 hoffen, auch wenn aufgrund des starken Wintereinbruchs im Dezember ein temporärer Rückschlag möglich sei.
MINISTERIUM ERFREUT
Auch das Ministerium selbst zeigte sich erfreut. “Die Industrie startet mit guter Auftragslage ins neue Jahr”, hiess es aus Berlin. Das Auftragsplus im November sei nicht nur auf die Entwicklung bei den Grossaufträgen zurückzuführen. Auch bereinigt um diese nahmen die Auftragseingänge laut Ministerium spürbar weiter zu. Damit zeichne sich ein positives Ergebnis für das Jahresschlussquartal 2010 ab.
Die Entwicklung wurde im November durch einen überdurchschnittlichen Anteil an Grossaufträgen gestützt. Impulse erhielten insbesondere die Hersteller von Investitionsgütern von Kunden ausserhalb der Eurozone. Insgesamt erhöhten sich die Bestellungen aus dem Ausland um 8,2 Prozent und die aus dem Inland um 1,5 Prozent. Während die Hersteller von Investitionsgütern ein Auftragsplus von 9,1 Prozent und die von Vorleistungsgütern von 1,0 Prozent meldeten, verbuchten die Produzenten von Konsumgütern 1,6 Prozent weniger Aufträge als im Vormonat.
MÄRKTE NUR WENIG BEWEGT
Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (Oktober/November im Vergleich zu August/September) kletterten die Auftragseingänge bereinigt um 2,1 Prozent. Die Inlandsnachfrage erhöhten sich in dieser Abgrenzung um 2,8 Prozent, während die Aufträge aus dem Ausland um 1,7 Prozent zunahmen. Auf Jahressicht legten die Bestellungen im Zweimonatsvergleich insgesamt um 19,3 Prozent zu.
An den Märkten sorgten die Zahlen indes nur für wenig Bewegung. Der Euro zeigte sogar keine Reaktion. Der Dax baute seine Gewinne leicht aus./he/jha/

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft