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ECONOMICS/EU: Sorge unter Bankern nimmt wieder zu

FRANKFURT (awp international) – Die Schuldenkrise im Euro-Raum dämpft den Optimismus vieler Banker. Trotz überwiegend guter Geschäftslage blicken Deutschlands Bankmanager mit wachsender Sorge in die nähere Zukunft, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young unter Führungskräften von 120 Geldinstituten ergab.
Zwar bezeichnen 93 Prozent der Manager die aktuelle operative Lage ihres Instituts als “gut” oder “eher gut”. Allerdings äussern sich nur 13 Prozent uneingeschränkt zufrieden. Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet infolge der Schuldenkrise direkte oder indirekte Einbussen im eigenen Geschäft. “Aus Sicht jedes zweiten Bankmanagers hat sich die Lage auf den Finanzmärkten in den vergangenen Monaten verschlechtert”, bilanziert Ernst & Young.
Weiterer Unsicherheitsfaktor: Kreditausfälle. Hier stellen sich die Institute auf steigende Zahlen ein, etwa weil als Spätfolge der Rezession des Jahres 2009 mit mehr Firmenpleiten zu rechnen ist. 43 Prozent der Häuser gehen davon aus, dass sie für ausfallgefährdete Kredite in nächster Zeit mehr Geld zurücklegen müssen.
Besonders kritisch bewerten Banken nach wie vor die Kreditwürdigkeit von Unternehmen der Autoindustrie: 59 Prozent sehen für diese Branche ein hohes Kreditausfallrisiko. Das Urteil fällt jedoch milder aus als zu Jahresbeginn – Anfang 2010 stuften noch 85 Prozent der Banker die Automobilwirtschaft als kritisch ein.
Jeder vierte Bankmanager (26 Prozent) geht davon aus, dass die Kreditvergabe zukünftig insgesamt restriktiver gehandhabt wird. Sollte der Wirtschaftsaufschwung anhalten, könnten die Regeln für die Kreditvergabe nach Einschätzung von Ernst & Young-Experte Dirk Müller-Tronnier aber wieder gelockert werden. Das wäre konsequent, schliesslich machen sich viele Banken die grössten Hoffnungen auf mehr Profit im Geschäft mit Firmenkunden. “Eine Kreditklemme ist jedenfalls nicht absehbar”, befand Müller-Tronnier./ben/DP/stw

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