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ECONOMICS/GB: Wirtschaft schrumpft überraschend (AF)

LONDON (awp international) – Die britische Wirtschaft ist erstmals seit mehr als einem Jahr überraschend geschrumpft. Im Vergleich zum Vorquartal nahm die Wirtschaftsleistung im Königreich in den Monaten Oktober bis Dezember 2010 um 0,5 Prozent ab, wie die Nationale Statistikbehörde ONS am Dienstag mitteilte. Analysten hatten ein Wachstum zwischen 0,2 und 0,6 Prozent vorausgesagt.
Die Statistikbehörde machte unter anderem das kalte Winterwetter im Dezember verantwortlich, das zu massiven Transportproblemen mit Zugausfällen und Flugstreichungen geführt hatte. Vielen Händlern wurde das Weihnachtsgeschäft versalzen. Schatzkanzler George Osborne bezeichnete die Zahlen als “enttäuschend”. Insgesamt wuchs die britische Wirtschaft im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent und blieb damit deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Der Schuldenstand Grossbritanniens belief sich Ende Dezember auf schwindelerregende 2,32 Billionen Pfund. In diese Zahl wurden erstmals die Kosten für die Rettung der Grossbanken Royal Bank of Scotland und Lloyds Banking Group einbezogen, die den Schuldenstand um 1,3 Billionen Pfund nach oben schraubten. Ohne die Intervention im Bankensektor würden die Nettoschulden bei 889,1 Milliarden Pfund liegen. Dies entspricht etwa 59,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und liegt damit knapp innerhalb der EU-Vorgaben.
Für die konservativ-liberale Regierung von David Cameron sind die Zahlen ein deutlicher Rückschlag. Cameron und sein Schatzkanzler Osborne haben dem Land einen strikten Sparkurs mit Einsparungen von mehr als 80 Milliarden Pfund in den nächsten vier Jahren verordnet. Um das aus der Bankenkrise resultierende Staatsdefizit von mehr als zehn Prozent im Zaum zu halten, wird dringend Wachstum benötigt.
dm/DP/jsl

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