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ECONOMICS/US: Träge Entwicklung am Arbeitsmarkt setzt sich fort (AF)

WASHINGTON (awp international) – Die träge Entwicklung am amerikanischen Arbeitsmarkt hat sich im August fortgesetzt. Zwar ist die Beschäftigung deutlich schwächer als befürchtet gesunken, und die Stellenstreichungen in den Vormonaten wurden deutlich geringer als bislang ausgewiesen, wie aus Zahlen des US-Arbeitsministeriums vom Freitag hervorgeht. Experten sprachen jedoch von einer insgesamt verhaltenen Entwicklung. Vor allem der vergleichsweise magere Beschäftigungsaufbau im Privatsektor gibt ihnen zu denken.
Im Vergleich zum Vormonat ist die Beschäftigung im August um 54.000 zurückgegangen. Volkswirte hatten mit einem fast doppelt so grossen Abbau um 100.000 Stellen gerechnet. Die Stellenstreichungen in den beiden Vormonaten wurden deutlich geringer als bislang ausgewiesen. So sind im Juni und Juli 123.000 Stellen weniger gestrichen worden als bislang veranschlagt. Für Juni ergibt sich nun ein Stellenminus um 175.000 (bisher 221.000), für Juli von 54.000 (bislang 131.000). Die Arbeitslosenquote stieg leicht um 0,1 Punkte auf 9,6 Prozent.
“Im wichtigen Privatsektor wird zwar Beschäftigung aufgebaut, das Plus ist mit rund 60.000 Stellen aber sehr mager”, sagte DekaBank-Experte Rudolf Besch. Positiv zu werten sei hingegen die Lohnentwicklung, die den privaten Konsum leicht stützen dürfte. Die Stundenlöhne sind im August mit 0,3 Prozent stärker als erwartet gestiegen. “Es bleibt aber dabei: Gerade die mittelständischen Unternehmen, die im Aufschwung für gewöhnlich stark Stellen aufbauen, investieren noch zu wenig und stellen kaum Personal ein”, so Besch. “Die träge Entwicklung der letzten Monate dürfte uns noch eine Weile begleiten.”
Auf der anderen Seite dürften die Daten die Angst vor einem Rückfall der USA in die Rezession mildern. Den Investoren sei ihre zuletzt sehr ausgeprägte Risikoscheu etwas genommen worden, kommentierte die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Auch die Postbank sprach von einer positiven Überraschung: Die an den Märkten grassierende Furcht vor einem “Double Dip” in den USA würden durch die Daten jedenfalls nicht gedeckt.
Die Marktreaktion bestätigte diese Einschätzung: Am deutschen Aktienmarkt schnellten die Notierungen nach einem überwiegend ruhigen Handel förmlich nach oben. Auch der Euro reagierte mit einem deutlichen Kursausschlag nach oben, der aber nur kurz anhielt. Die Staatsanleihen als “Hort der Sicherheit” gerieten diesseits wie jenseits des Atlantiks kräftig unter Druck./bgf/he

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