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Ein Schweizer im Champions-League-Final

Massimo Busacca: Souverän dank natürlicher Autorität und kühlem Kopf. Keystone

Der Schweizer Schiedsrichter Massimo Busacca pfeift am Mittwochabend den wichtigsten Fussballmatch des Jahres: das Endspiel der Champions League zwischen Manchester United und dem FC Barcelona.

Er arbitrierte schon WM- und EM-Spiele, doch der Final des prestigeträchtigsten Klubwettbewerbs der Welt vom Mittwochabend ist für den 40-jährigen Massimo Busacca der Höhepunkt seiner bisherigen Schiedsrichter-Karriere.

Mit seiner Ruhe, Übersicht und seinem genauen Auge hat sich Busacca auf Position 2 der aktuellen europäischen Schiedsrichter-Bestenliste etabliert. Die Leitung des Fussball-Highlights ist also auch eine Belohnung für seine souveräne Interpretation einer bisweilen äusserst delikaten Rolle.

Trotz seiner Erfahrung ist Busacca ob seiner ehrenvollen Berufung innerlich aufgewühlt. Aber natürlich auch stolz. “Ich habe einen Namen, ich geniesse den Respekt”, sagte er vor dem grossen Spiel.

Inmitten des Star-Reigens

Die Stars auf dem Rasen des Römer Stadio Olimpico werden aber andere sein: Messi, Iniesta, Xavi, Henry und Eto’o bei den Katalanen; Cristiano Ronaldo, Rooney, Giggs und Berbatov bei den Briten. Aber die versammelte Weltelite der Künstler am Ball wird nach der Pfeife Busaccas tanzen.

Die Stars und der Schiedsrichter: Auf demselben Rasen, aber zu völlig getrennten Welten gehördend. 22 Profis auf der einen, ein Halbprofi auf der anderen Seite: Denn unter der Woche führt Busacca die Cafeterias am Sitz der Tessiner Kantonsregierung in Bellinzona.

Die Messis & Co. überschreiten mit Salär und Werbeverträgen die Einkommens-Millionengrenze – pro Monat! Prämien für einen Gewinn der wertvollsten Klubtrophäe nicht eingerechnet… Busacca dagegen wird Rom um 5000 Franken reicher verlassen.

Zwischen den Spielern und dem Spielleiter gibt es weitere markante Unterschiede. Erstere müssen mit trickreichen Dribblings und strammen Schüssen ins Rampenlicht drängen, während letzterer so diskret wie möglich agieren muss. Denn ein Schiedsrichter ist dann am besten, wenn ihn weder die Akteure auf dem Feld noch die Zuschauer wahrnehmen.

Professionelle Vorbereitung

Der Tessiner ist kein Selbstdarsteller, sondern Schiedsrichter aus Berufung. Er leitet nicht nur Spiele in der Schweizer Super League und auf internationalem Parkett. Busacca ist sich auch nicht zu schade, Einsätze bei der Bergdorf-EM zu leisten. Oder, wie vor einem Jahr, ein Spiel von Insassen des Luganeser Gefängnisses La Stampa zu leiten. Wenn man top sein wolle, müsse man auch bei solchen Spielen gut pfeifen, lautet seine Devise.

Vom Status her Halbprofi, bereitete er sich auf die Fussball-Gala vor wie ein Profi: Busacca studierte die taktischen Ausrichtungen der beiden Mannschaften und ihre Spielsysteme. Ebenso kennt er die genauen Zahlen, wer von ihnen diese Saison wie viel in Ballbesitz war. Ehrensache, dass er auch punkto Physis voll parat ist.

Gelungene Hauptprobe

Der Auftritt an der Gala des europäischen Fussball ist für den Schiedsrichter eine Premiere. Nicht neu hingegen sind ihm die beiden Kontrahenten. Denn vor einem Jahr pfiff Busacca bereits den Champions-League-Halbfinal zwischen Barca und der United.

Der Abend ist ihm in bester Erinnerung, bekam er doch nur beste Kritiken. Und was für Busacca damals galt, gilt auch am Mittwoch: “Ein grosser Schiedsrichter darf keine psychologische Unterwürfigkeit zeigen. Ich habe keine Zeit, Angst zu haben.” Bei all seiner Souveränität Auge in Auge mit den Grössten am Ball hat er dazu nicht nur keine Zeit, sondern auch keinen Grund.

Sollte er aber dennoch zu arg zwischen die Fronten geraten, ist Busacca nicht ganz allein. Mit Matthias Arnet, Francesco Buragina und Claudio Circhetta stehen ihm drei erfahrene Schweizer Schiedsrichter-Assistenten zur Seite.

Renat Künzi, swissinfo.ch

Der 40-Jährige wurde in Bellinzona geboren, der Hauptstadt des Kantons Tessin.

Er ist seit 1996 Schiedsrichter in der obersten Schweizer Spielklasse (Super League, ehemals Nationalliga A).

Als Spieler hatte er es zuvor “nur” bis in die 2. Liga geschafft.

Seit 1998 ist Busacca internationaler Schiedsrichter.

Die Uefa, der Europäische Fussballverband, führt ihn heute als Nr. zwei der Schiedsrichter in Europa.

An erster Stelle rangiert der Italiener Roberto Rosetti.

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