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Zürich holt Meisterpokal aus Basel zurück

FCZ-Spieler und Fans im Siegesrausch. Keystone

Der FC Zürich ist Schweizer Fussballmeister. Mit einem 0:1-Sieg in Bellinzona holte das Team von Trainer Bernard Challandes den Meisterbecher vom Rhein eine Runde vor Meisterschaftsschluss wieder an die Limmat zurück.

Alexandre Alphonse erzielte für den FCZ in Bellinzona in der 31. Minute das Tor, das letztlich zum Meister-Treffer wurde. Dieses Tor alleine hätte noch nicht gereicht, um sich den Titel vorzeitig zu sichern. Hilfe erhielt der FCZ ausgerechnet von den Grasshoppers, die im Letzigrund den FC Basel 4:1 bodigten.

Das Pendeln des Pokals zwischen den Schweizer Fussball-Hauptstädten Zürich und Basel geht also munter weiter: 2006 und 2007 lagerte er an der Limmat, bevor die Trophäe im letzten Jahr an den Rhein wechselte.

Mit den Meisterehren sorgte der FCZ dafür, dass die Schweizer Fussballmeisterschaft eine Zwei-Klub-Show bleibt. Und die Zürcher machen das Dutzend voll, was die Zahl der Titel angeht. Damit liegen die beiden Erzrivalen in der Statistik gleichauf.

Die Berner Young Boys, die sich nach der Winterpause mit einer Serie von fünf Siegen wieder zurück ins Meisterrennen gebracht hatten, hatten ihre Titelambitionen wie schon im Vorjahr mit Niederlagen gegen Teams aus der Abstiegszone verspielt. Immerhin hat YB noch die Chance, in der letzten Runde mit einem Sieg gegen Basel noch auf Rang 2 vorzustossen.

Favres Fussstapfen ausgefüllt

Mit dem Titelgewinn bringt Bernard Challandes all jene Kritiker zum Verstummen, die Zweifel daran hegten, dass der Jurassier beim FCZ den Erfolgskurs seines Vorgängers und Westschweizer Kollegen Lucien Favre fortsetzen könne.

Nach den beiden Titeln 2006 und 2007 hatte Favre auf die Bank Hertha Berlins in die Bundesliga gewechselt. Dort knüpfte der ehemalige Nationalspieler an seine Zürcher Zeiten an und brachte die Hauptstädter dank seiner beharrlichen Konzeptarbeit erstmals in ihrer Geschichte ins Titelrennen.

Ausfall des Überspielers

Das Paradoxe an Nachfolger Challandes’ Wirken als Denker und Lenker am Zürcher Spielfeldrand: Der FCZ spielte die gesamte Meisterschaft ohne seinen besten Mann.

Der Tunesier Yassine Chikhaoui konnte wegen einer langwierigen Knieverletzung erst im Meisterschafts-Endspurt seine alten Qualitäten wieder aufblitzen lassen: stupende Balltechnik, gepaart mit permanenter Torgefährlichkeit.

In die Lücke des nordafrikanischen Ballkünstlers sprangen sofort andere. Allen voran der 22-jährige Almen Abdi, der als Mittelfeld-Regisseur gar die Schweizer Torschützenliste anführt. Kein Wunder, wird der Schweizer Nationalspieler mit ausländischen Klubs in Verbindung gebracht. Unter anderem mit Favres Hertha Berlin…

Nur ein Tor weniger konnte der französische Riese im FCZ-Sturm, Eric Hassli, verbuchen. Und mit Alphonse Alexandre folgt auf Rang vier bereits der nächste Angreifer aus der Challandes-Elf. Mit anderen Worten: Mit Zürich wurde der beste Angriff der Liga verdient Meister.

Die Achse stimmt

Der Sturm allein machte aber noch nicht die Differenz. Im Mittelfeld etablierte sich Xavier Margairaz, der nach der Winterpause von seinem missglückten Spanien-Gastspiel zurückgekehrt war, sofort wieder als Dreh- und Angelpunkt. Unterstützt wird er tatkräftig vom Ex-Thuner Silvan Aegerter.

Und in der Defensive zieht der 190 Zentimeter grosse und kopfballstarke Finne Hannu Tihinen die Fäden, um die gröbsten Geschütze vom Tor Johnny Leonis fernzuhalten.

Der Walliser Goali hat sich seinerseits zu einem der zuverlässigsten Hüter der Liga entwickelt, trotz ein paar kassierter “fauler Eier”.

Dem entthronten Meister Basel kam zum Schluss die Harmonie abhanden. Wie die Berner patzten die Basler mehrmals gegen schwächere Klubs. Für Trainer Christian Gross wurde es im Meisterschafts-Endspurt schwieriger, mit der von ihm gewünschten Ruhe arbeiten zu können.

So wurden in deutschen Zeitungen Gerüchte kolportiert, dass Gross seinem ehemaligen Widersacher Favre in die Bundesliga folgen könnte. Etwa als Nachfolger von Felix Magath in Wolfsburg.

Fälliger Wechsel am Rhein

Der Zeitpunkt für einen Wechsel könnte sich sowohl für den Trainer wie auch den FCB als günstig erweisen. Einerseits führt Gross die Mannschaft nun schon seit fast einer vollen Dekade.

Andererseits stehen die Basler, im letzten Jahr noch stolze Gewinner des begehrten Doubles von Meisterschaft und Cup, heuer mit leeren Händen da, was Neuzugänge in ihrer Trophäensammlung betrifft.

Und das ist angesichts der Basler Selbstwahrnehmung als erste Adresse im Schweizer Fussball eine Katastrophe.

Renat Künzi, swissinfo.ch

Stand vor der letzten Runde:

1. FC Zürich 76 Punkte (Schweizermeister)

2. FC Basel 72

3. Young Boys 70

Der letzte Spieltag der Meisterschaft ist am 29./30. Mai. Der FCZ empfängt Stadtrivale GC, während Basel zuhause gegen YB antritt.

Selbst wenn der FCZ verlieren und der FCB gewinnen sollte, bleiben die Zürcher Schweizermeister.

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