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Gründer des FC Barcelona war ein Schweizer

Der Barcelona-Spieler Eto'o (links) und der Basler Huggel tragen fast identische Trikots. Keystone

Das Champions-League-Spiel zwischen Basel und Barcelona, das die Katalanen am Mittwoch mit 0:5 gewannen, hat einen besonderen historischen Hintergrund. Der Gründer des FC Barcelona war der Schweizer Hans Gamper, der auch beim FC Basel gespielt hatte.

Der in Winterthur geborene Hans Gamper hat 1899 den FC Barcelona gegründet. Zwischen 1908 und 1925 war er fünf Mal dessen Präsident. Bevor Gamper nach Katalanien auswanderte, hatte er lange Zeit beim FC Basel gespielt.

Man nimmt an, dass Hans Gamper die rot-blauen Farben des FC Basels auch den Katalanen schmackhaft machte. Beweise dafür gibt es allerdings nicht.

«Es gibt viele Thesen zur Frage, wie der FC Barcelona zu den Farben seines Trikots gekommen ist, aber jene über Gamper ist die plausibelste und glaubwürdigste. Sie scheint logisch zu sein, aber bewiesen wurde sie nie, und der genaue Ursprung der Farben des Clubs bleibt ungewiss», sagt Manuel Tomas, der Verantwortliche des Dokumentationszentrums des FC Barcelona.

Eine Fusion der Farben

Schon im ersten Spiel, das Hans Gamper in Barcelona bestritt, sogar noch vor der Gründung des Clubs, trug er eine rot-blaue Mütze.

Andere vermuten, dass das berühmte «azulgrana» (eine Mischung aus rot und blau) Trikot des katalanischen Clubs die Folge einer Vermischung der Farben jener Clubmannschaften sein könnte, für die Gamper in der Schweiz gespielt hatte: Excelsior (weiss und rot), Zürich (blau und weiss), Basel (blau und granatrot).

Während seinen verschiedenen Mandaten an der Spitze des FC Barcelona war Hans Gamper als Protestant und Ausländer zahlreichen Angriffen ausgesetzt.

Der erste Weltkrieg hatte grosse Auswirkungen auf sein Leben. Als Deutschschweizer wurde er der Deutschfreundlichkeit bezichtigt, und sein Handelsgeschäft litt unter den unsicheren Seewegen.

Ins Exil und dann in den Tod gestossen

Seine Leidenschaft für den FC Barcelona drängte ihn schliesslich ins Exil. 1925 buhten die Zuschauer im Stadion «Les Corts» von Barcelona die spanische Hymne aus und bejubelten die englische. Gamper wurde beschuldigt, für die Unabhängigkeit Katalaniens zu kämpfen, was dem diktatorischen Regime von Miguel Primo de Rivera missfiel.

Gamper wurde des Landes verwiesen: «Als Bedingung für eine Rückkehr nach Spanien verboten ihm die Behörden jeglichen Kontakt mit seinem Club. Dieses Abseitsstehen konnte er kaum ertragen, und er fiel in eine tiefe Depression», sagt Manuel Tomas.

Die folgenden fünf Jahre waren schrecklich für Hans Gamper. 1930 nahm er sich das Leben. «Die globale Wirtschaftsdepression von 1929, die sein Geschäft ruiniert hatte, gab den fatalen Ausschlag.»

Franco will kein «Joan Gamper-Stadion»

Eine andere Diktatur, jene von Franco, hat Gamper nach seinem Tod weiter erniedrigt. 1955 wollte der FC Barcelona seinem neuen Stadion den Namen des Gründervaters geben.

«Franco hat sich total dagegen gewehrt. Gamper war ein Ausländer, er hatte Suizid begangen, er war Protestant, er hatte eine liberale Gesinnung und war Anhänger der Unabhängigkeit Katalaniens. Und dann hatte er erst noch seinen deutschschweizerischen Vornamen in einen katalanischen gewechselt. Für die Diktatur Francos war Joan Gamper ein Tabu-Thema», sagt Manuel Tomas.

Hans Gamper hatte sich sehr gut an das Leben in Barcelona gewöhnt. «Er war ein Symbol der Integration und verstand die Identität der Region perfekt. Er lernte zuerst Katalanisch, und erst danach Spanisch. Seine Reden waren immer auf Katalanisch», so der Club-Historiker.

Die Gamper-Trophäe

Die Anerkennung für Gampers Wirken erfolgte erst später. Zur Erinnerung an den Gründervater wurde 1966 die «Trophäe Joan Gamper» geschaffen. Heute gilt das Turnier um diese Trophäe als eines der wichtigsten in Europa. Es findet jedes Jahr im Sommer statt. Daran nehmen mehrere renommierte europäische Clubs teil.

Emma Gamper, die Enkelin des FC Barcelona-Gründers, hat im letzten Frühjahr ein Buch veröffentlicht mit dem Titel «De Hans Gamper a Joan Gamper: una biografia emocional». Eine Delegation des Clubs hat bei der Promotion des Buches mitgewirkt.

Sportzentrum und Museum

Am 1. Juni 2006 hat der katalanische Club sein neues Sportzentrum eingeweiht, das nach dem Namen des Gründers von Barça benannt ist. Das an der Peripherie von Barcelona gelegene Zentrum Joan Gamper hat eine Fläche von 140’000 m2. Dort trainieren die verschiedenen Mannschaften des FC Barcelona sowie die Teams anderer Sportarten, die der Club betreibt.

Im Historischen Museum des FC Barcelona ist eine temporäre Ausstellung zu sehen unter dem Titel «Ausstellung Joan Gamper, 1877-1930: die Männer, der Club, das Land». So sollen die Barça-Fans den Gründervateter ihres Clubs besser kennen lernen.

Die Idee, in einem Museum die Ruhmestaten des Clubs zu zeigen entstand bereits in den 1920er-Jahren. Joan Gamper selber hatte seinen Kollegen in der Club-Leitung diesen Vorschlag unterbreitet.

swissinfo, Ivan Turm

Stadion St.-Jakob-Park. 37’500 Zuschauer (ausverkauft)

Schiedsrichter Braamhaar (Ho)

Tore: 4. Messi 0:1; 15. Busquets 0:2; 22. Bojan
0:3; 46. Bojan 0:4; 48. Xavi Hernandez 0:5

Hans Max Gamper-Hässig wurde 1877 als Aargauer in Winterthur geboren. Darauf zog seine Familie nach Zürich um.

Gamper war ein grosser Sportler und namentlich aktiv im Radrennsport und in der Leichtathletik. Er spielte auch Rugby, Fussball, Tennis und Golf.

1896 galt er als bester Athlet und Radrennfahrer der Stadt Zürich. Gamper spielte Fussball bei Excelsior Zürich, dem FC Basel und dem FC Zürich, den er mitbegründet hatte.

Mit 18 Jahren ging er nach Lyon und spielte dort Rugby und Fussball.

1898 zog er nach Barcelona, wo er Sportberichte für zwei Schweizer Tageszeitungen schrieb.

Als Protestant war Gamper Mitglied der Evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz. Zusammen mit 36 anderen jungen Protestanten gründete der damals knapp 22-Jährige den FC Barcelona.

Von 1909 an leitete Gamper den Club und übernahm fünf Mal das Amt des Präsidenten. Er blieb 25 Jahre lang liiert mit ddem FC Barcelona.

1925 wurde Gamper beschuldigt, die Unabhängigkeit Katalaniens zu unterstützen. Von der Diktatur von Primo de Rivera wurde er aus Spanien ausgewiesen.

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